Vergessene Götter: Bes, der göttliche Dämon

Hören oder lesen wir von den Gottheiten des ägyptischen Pantheons, ist zumeist von Re, dem Sonnengott, Isis, der Göttin der Magie sowie der Geburt und Wiedergeburt, ihrem Gemahl, dem Totengott Osiris, oder aber dem Himmels- und Königsgott Horus und dessen Gegenspieler Seth, dem Gott der Wüsten und des Chaos, die Rede. Bes („der Schützer“, vermutlich von „besa“ > beschützen) dagegen ist vor allem den Ägyptologen ein Begriff. Dabei kann es seine Popularität in der ägyptischen Religion durchaus mit der der „Großen Götter“ aufnehmen. Seine Präsenz ist seit dem Mittleren Reich (ca. 2000 v. Chr.) durch verschiedene archäologische Funde belegt. Bes ist Dämon, Zwerg, Gottheit, Fabelwesen, Magier, Tänzer, Symbol, Maske, mythischer Besänftiger – einer der beliebtesten und weitverbreitetsten ägyptischen Götter (Wilkinson, S. 102), über dessen Anfänge wir nur wenig wissen. Das Museum August Kestner (MAK) in Hannover hat ihm gegenwärtig unter dem Titel „Guter Dämon Bes – Schutzgott der Ägypter“ eine Sonder- und Wanderausstellung gewidmet, welche in Kooperation mit dem Allard Pierson Museum in Amsterdam und der Ny Carlsberg Glyptotek Kopenhagen entstanden ist. Sammlungsstücke aus ganz Europa (u. a. auch aus dem Ägyptischen Museum Georg Steindorff der Universität Leipzig) sind hier – hoffentlich recht bald wieder – für das Publikum zugänglich.

„Kleine Götter“

Die „Karriere“ von Bes, den die Griechen „Besa(s)“ nannten und der in Gestalt von „Beset“ auch ein weibliches Pendant hatte, begann als Dämon, nicht als Gott. Die ägyptische Religion unterschied prinzipiell zwischen den „Großen“ und den „Kleinen“ Göttern. „Große Götter“ wurden an bestimmten Kultorten (oder in Kultzentren) verehrt und waren zudem überregional bekannt. Sie garantierten die Aufrechterhaltung der Weltordnung, bekannt als die ma’at, in der Gerechtigkeit/Recht, Wahrheit und die Führung des Staates impliziert waren. Der Pharao galt dabei als die irdische Inkarnation des Gottes Horus. Zu seinen Aufgaben zählte u. a. auch die Abwehr von „Isfed“ (des Chaos), die das Gegenteil der ma’at repräsentierte. Die „Kleinen Götter“ hingegen besaßen keine eigenen Tempel oder Kultzentren. Sie wirkten vielmehr gesamtheitlich im privaten Leben der Ägypter, in den Häusern und in Bestattungsorten; später – wie Bes – auch im Wirkungsbereich (Palästen und Grabanlagen) der Eliten und Pharaonen.

Mit den „Kleinen“ verband man im Alten Ägypten meist positives, vornehmlich apotropäisches (Unheil abwehrendes, schützendes) Wirken. Sie waren keine bösen Geister, Totengeister oder Spukgestalten, die den Lebenden Schaden zufügten, wie der Begriff „Dämon“ – im christlichen Kontext – meist suggeriert. Das Altgriechische „daímōn“ meinte ursprünglich Geistwesen (oft Naturgeister), die eine Klasse niederer Götter bildeten und häufig mit der Ver- und Zuteilung des Schicksals (griech. daíesthai) in Verbindung gebracht wurden. „Der Unterschied zwischen ‚Kleinen Göttern‘ und Dämonen, von denen es [im Alten Ägypten] eine schier unermessliche Anzahl gibt, ist [indes] fließend und nicht genau definierbar.“ (Loeben, S. 17)

Ohnehin ist der Name „Bes“ etwas irreführend, kann man doch darunter eine ganze Gruppe göttlicher Wesen subsumieren, welche ursprünglich nicht miteinander verbunden waren, aber ähnliche Formen und identische Eigenschaften aufwiesen, so beispielsweise Aha (der älteste bekannte Namen von „Bes“), Amam, Hayet, Ihty, Mefdjet, Menw, Segeb, Sopdu, Tetetnu. (Vgl. Wilkinson, S. 102) Bes kann also durchaus einen und viele meinen, was den „Kleinen“ zu einer komplexen Gestalt macht; Ägyptologen sprechen oft von der „Bes-Figur“, um eben diese Komplexität zu verdeutlichen. Darstellungen finden sich denn auch ebenso vielfältige, ob in Form von Statuetten, Amuletten, als Wand- und Tempeldekoration, auf Möbeln, Betten, Öllampen, Keramiken oder rituellen Gegenständen wie beispielsweise Zaubermessern. Ein wesentliches Merkmal, um ihn von den „Großen“ zu unterscheiden, ist seine Darstellung, welche in der Regel in Frontalansicht erfolgt, während Götter wie Horus, Isis etc. uns in Abbildungen stets nur das Profil zuwenden. Die „Bes-Figur“ begegnet uns also als Ganzes bzw. nimmt uns, so wie wir sie, ganzheitlich wahr. Dies lässt sich am ehesten anhand der Funktionen dieses Wesens erklären. Denn das Wirkungsfeld von Bes liegt im Irdischen, im alltäglichen Leben, im Schutz bei Zeugung, Schwangerschaft, Geburt und vor Schlangen. Aber auch im Schutz während des Schlafes, im Tanz, in der Magie, in der Erotik und bei Orakeln. „In der römischen Kaiserzeit waren die Bes-Orakel im Tempel Sethos‘ I. in Abydos so berühmt, dass sie gar den Osiris-Kult verdrängten. Vor Ort belegen zahlreiche Graffiti in griechischer Sprache die damit einhergehende Inbrunst: Bes wird in diesen […] als ‚Spender von Orakeln und von Träumen‘, als ‚derjenige ‚dessen Stimme alles ist‘ [bezeichnet].“ (Antike Welt, S. 17)

Gestalten

Bes, Dendera, Ägypten

„Ignoriere keinen der kleinen Götter, sonst wird seine Rache dich lehren“, heißt es in einer der ägyptischen Weisheitslehren. Die Dämonen wurden von ihrem Aussehen her monströs gedacht und ebenso dargestellt. So ist die Gestalt von Bes in der Regel zwergenhaft und gedrungen, sein Kopf fratzenhaft und bärtig, Augen und Mundzüge sind ausgeprägt. Er wirkt wie Greis und Kind in einem. Einige Abbildungen zeigen Bes mit Federkrone auf dem Kopf, Lendenschurz und Schminke unter den Augen. In anderen hält er Schlangen in den Händen und seine Geschlechtsteile sind in eindeutiger Weise zur Schau gestellt, häufig auch in Kombination mit betonten Brüsten. Die Darstellungen variieren von ihrem zeitlichen Auftreten her. In der Zeit des Mittleren Reichs (bis ca. 1760 v. Chr.) finden wir bei Bes noch Züge, die an ein Fabelwesen erinnern und oftmals dem Gott Aha („der Kämpfer“) zugeordnet werden. Er ist halb Mensch, halb Tier, trägt einen Löwenschwanz und eine Löwenmähne. Sein schlanker Körper ist aufrecht. Er kann Messer, Bogen, Speer in den Händen halten oder eine Trommel schlagen. Nach 1760 v. Chr. mutierte Aha/Bes in seine geschrumpfte Gestalt, was nicht zuletzt bei Forschern die Frage aufwarf, ob es sich tatsächlich um ein- und denselben Dämon handelte oder um zwei göttliche Wesen. Aufgrund der Gleichheit der Attribute sowie der tierischen Merkmale (so sind spätere Bes-Figuren ebenfalls mit Löwenschwanz, Mähne und tierisch anmutenden Gesichtszügen dargestellt), werden die frühen Darstellungen jedoch weiterhin dem Bes-Typus zugeordnet. Seit dem Neuen Reich (1539 – 1292 v. Chr.) nahm die Beliebtheit von Bes immer mehr zu. Unter dem Namen „Bes“ fand er allerdings erst in ptolemäisch-römischer Zeit (ab ca. 300 v. Chr.) weit verbreitete Verwendung, wobei die „Bes-Figur“ an sich schon zu diesem Zeitpunkt fest im religiösen Leben der allgemeinen Bevölkerung sowie der ägyptischen Eliten verankert war, was unzählige Ausgrabungsfunde dokumentieren (Vgl. dazu ausführlich Antike Welt, S. 10 ff. sowie Loeben, S. 48 ff.)

Thoeris (Ta-Weret), Pyramiden von Nuri, Nubien, 6./7. Jh. v. Chr.

Wie bereits erwähnt kann „Bes“ einer oder viele sein. Hinzu kommt, dass man ihn häufig auch mit anderen göttlich-dämonischen Wesen vergesellschaftet findet, u. a. mit Thoeris (Ta-Weret), die uns in Gestalt eines Nilpferds begegnet, einen Krokodilschwanz auf dem Rücken trägt und darüber hinaus Löwentatzen, Menschenhänden oder auch Menschengesicht besitzen kann. Auch sie galt als Beschützerin von werdenden oder gebärenden Müttern. Ihr Abbild findet man ebenfalls auf Amuletten, Zaubermessern, Schlafmöbeln, Alltagsgegenständen. „Im ägyptischen Totenbuch wird sie […] auch als ‚Herrin der magischen Schutzkräfte‘ bezeichnet.“ (Loeben, S. 21.) So wie Bes besaß auch Thoeris keinen eigenständigen Kult und ist im häuslichen Umfeld verwurzelt, doch wird sie aufgrund ihrer kosmologischen Bezüge zu den Göttinnen Isis und vor allem Hathor eher als „dämonische Göttin“ wahrgenommen und interpretiert. Hinzu kommt die Ambivalenz der Nilpferdsymbolik. Diese konnte Fürsorge und Schutz meinen, aber auch Zerstörung und Chaos. So manifestierte sich der Chaosgott Seth auch in Form eines männlichen Nilpferds.

Mythen

Trotz seiner großen Beliebtheit liegt die Herkunft von Bes weitestgehend im Dunkeln. Sein zwergenhaftes Aussehen gab und gibt Anlass zur Spekulation, ihn mit afrikanischen Pygmäen (griech. „pygmaíos“ > von der Größe einer Faust – allgemein bekannt als Sammelbegriff für afrikanische Völker mit geringer Körpergröße) in Verbindung zu bringen. Der Ägyptologe James F. Romano vermutete die Ursprünge der Bes-Darstellungen jedoch in Löwendarstellungen, die das Tier aufgerichtet auf seinen Hinterläufen zeigen. (Vgl. Wilkinson, S. 102) Eine weitere These assoziiert Bes mit Nubien, den Gebieten südlich des 1. Nilkatarakts bei Assuan, das identisch ist mit dem Reich von Kusch im Norden des heutigen Sudan („Kusch“ oder „Kasch“ war die ägyptische Bezeichnung für Nubien). Bes wird häufig Trommel spielend dargestellt, ein Instrument, das meist bei Nubiern in Gebrauch war. Zudem stammten die bei den Pharaonen beliebten Tanzzwerge aus Nubien, und auch in der meroitischen Variante (Meroe war ab ca. 400 v. Chr. Hauptstadt von Kusch) des bekannten Mythos von der „Fernen Göttin“ spielte Bes eine Hauptrolle. Demnach verließ die Göttin Hathor (Tochter des Sonnengottes Re, auch bekannt als Mut oder Tefnut) Ägypten in Gestalt einer wilden Löwin und lebte fortan in Nubien als Auge des Re. Um sie zu besänftigen und zurückzuholen, bedurfte es einer List. „Ursprünglich spielte die Rolle desjenigen, der die ‚Ferne Göttin‘ […] zurück nach Ägypten holte, eine Gottheit in Affengestalt: der ‚Botengott‘ Thot.“ (Loeben, S. 28) Später kam Bes diese Rolle zu. Hinweise darauf finden sich in den Mut-Tempeln von Gebel Barkal/Napata und Wad Ben Naga in Form von riesigen Pfeilern in Bes-Gestalt. Bes war eine der wenigen ägyptischen Gottheiten im meroitischen Pantheon, wobei die Frage, ob man auch seine Wurzeln in dieser Region vermuten darf oder er eine Art religiöses Bindeglied zwischen Kusch und Ägypten darstellte, offen bleiben muss. Archäologische Hinweise reichen zurück bis ins 7./8. Jahrhundert v. Chr. und in die 25. Pharaonendynastie, die von Nubiern dominiert wurde.

Hin und wieder wurden die Bes-Ursprünge auch mit nubischen Affen in Verbindung gebracht. Auf einigen Skarabäen-Darstellungen sind diese neben Bes stehend abgebildet, auf anderen sitzen sie auf seinen Schultern oder lehnen sich gegen seine Beine. Zudem verschmelzen die Züge von Bes häufig mit denen von Affen, vor allem in Abbildungen, die aus dem Neuen Reich stammen. „This assimilation of dwarfs with monkeys is found in magic spells; in the Harris Magical Papyrus (Late New Kingdom), an anonymous dward god […] is compared with an old monkey, and finally changes into an ape ‚with the mane of a baboon‘.“ (Dasen, S. 62)

Masken-Tanz

Der Mythos um die „Ferne Göttin“ zeigt, dass die Rolle von Bes weit über den Status eines Haus-Dämons oder Beschützers hinausging. Ein weiterer wichtiger Hinweis dazu findet sich in den sogenannten Bes-Masken, die wohl ursprünglich zum Tanz getragen wurden. „Es ist höchst bemerkenswert, dass mit dem später als Bes bekannten Gesicht in der frühen Zeit Ägyptens vergleichbare Personen offensichtlich Tänzer sind, die fratzenhafte Masken tragen. Die älteste solcher Darstellungen stammt aus dem Alten Reich, aus dem in Abusir befindlichen Pyramidenkomplex von Pharao Sahure (5. Dynastie, 2428-2416 v. Chr.). Schon hier ist die getragene Maske dem Löwengesicht entlehnt, mit deutlich erkennbarer Mähne und Löwenohren.“ (Loeben, S. 24 ff.) Die mit Hilfe der Maske vollzogene Verwandlung in Bes versetzte den Träger nicht nur in die Rolle des Beschützers, um Unheil von Heim oder Familie zu vertreiben, er befand sich damit in gewisser Weise auch in jenem wilden und ungezähmten Zustand außerhalb der ordnenden ma’at. Hierfür war die Frontalansicht von Bes notwendig, denn nur durch diese konnte sich der Schutz vollständig vollziehen, wobei spekuliert werden darf, inwieweit die Verwendung von Bes-Wesen als Maske die Ikonografie der Bes-Figuren beeinflusst hat oder ob dies eher vice versa erfolgte.

Horus-Stele, Ägypten, 180-30 v. Chr

Für Maske und Tanz spielte in diesem Zusammenhang vornehmlich das Gesicht von Bes bzw. dessen Kopf und weniger seine Gesamtgestalt eine Rolle. Der Bes-Kopf besaß auch für die ab ca. 1000 v. Chr. aufkommenden Horus-Stelen eine wichtige Bedeutung. Diese zeigten den jugendlichen Gott Horus (erkennbar an seiner Jugendlocke), der wilde Tiere wie Schlangen, Krokodile oder Skorpione in den Händen hält. Über seinem Kopf findet sich das Abbild von Bes. Obwohl es so aussieht, als würde der Bes-Kopf über Horus schweben, sind sich Ägyptologen darüber einig, dass es sich um eine Maske handelt, da die ägyptische Kunst auf Eindeutigkeit in der Darstellung fußte, d. h., würde man Horus direkt mit der Maske zeigen, wäre er aufgrund der Verdeckung der Jugendlocke nicht mehr als Horus erkenntlich. Zudem impliziert die Darstellung nicht, dass sich Horus mit Hilfe der Maske in Bes verwandelt. Vielmehr war auf diese Weise eine gewisse „religiöse Durchlässigkeit“ zwischen den „Großen Göttern“ und den „Kleinen Göttern“ möglich. Zu Gottheiten wie Horus, Re, Osiris hatten nur der Pharao und die Priesterschaft Zugang, nur durch diese war eine Kommunikation möglich. Bes hingegen brauchte diesen Umweg nicht. Jeder Ägypter konnte mit ihm direkt in Kontakt treten und seinen Schutz in Anspruch nehmen. „Wenn jetzt der Gott Horus – alias jeder ägyptische Pharao – die Bes-Maske über dem Kopf trägt, wurde aus einem unnahbaren Universal- ein zugänglicher Volksgott.“ (Loeben, S. 38) Theoretisch konnte aber auch jeder andere „Große Gott“ unter die Bes-Maske schlüpfen, weshalb auch gern von „Bes-Pantheos“ gesprochen wird, dem Allgott-Bes. Wobei wichtig ist, zu unterscheiden, dass der jeweilige Gott unter der Maske nicht zu Bes wurde, sondern zum All-Gott, der sämtliche ägyptischen Götter in sich vereinte. Daher ist die Bezeichnung „göttlicher Dämon“ für Bes mehr gerechtfertigt als die Bezeichnung „dämonischer Gott“, denn die Maske transformierte Bes nicht in einen Gott, sondern verlieg dem tragenden Gott die bereits angesprochene Wirkungsmacht zwischen universalem Anspruch und Volksglauben.

Bes und kein Ende

Der Typus des göttlichen Zwergwesens mit löwenartigem Gesicht, gedrungenem Körper und gekrümmten Beinen ist seit der mittleren Bronzezeit auch in Anatolien, Mesopotamien und im Vorderen Orient nachweisbar. Trotz der Ähnlichkeiten ist es bisher allerdings noch nicht gelungen, sie eindeutig mit dem ägyptischen Bes zu assoziieren. So haben sich die mesopotamischen Zwergengottheiten wahrscheinlich unabhängig entwickelt, wobei seit der Zeit des Neuen Reiches Bes-Motive, die ihn mit Flügeln oder Lendenschurz zeigen, durchaus von östlichen Einflüssen inspiriert sein könnten. (Vgl. Dasen, S. 60 f.) Ähnliches gilt für das Minoische Kreta, wobei es hier vor allem Funde von Beset, dem weiblichen Pendant von Bes, gewesen sind, die die Aufmerksamkeit der Archäologen geweckt haben, so u. a. in Petras. (Vgl. Weingarten, S. 181 f.) Im Gegensatz zu Bes zeichnet sich Beset vornehmlich durch das Fehlen eines Bartes, hervorgehobene Brüste und Nacktheit aus. Zudem kann sie anstelle von Schlangen auch Eidechsen und Hasen in den Händen halten. Die Minoische Beset von Petras trägt keine Löwenmähne, wohl aus dem Grund, dass es auf Kreta diese Tiere nicht gegeben hat. An deren Stelle treten die Andeutungen von Flügeln.

Bes-Gestalten waren also in der Antike weit über Ägypten hinaus verbreitet. Auch der Name der Insel „Ibiza“ – bezeichnet nach der bei Diodor erwähnten und 654 v. Chr. gegründeten phönizischen Kolonie Ibes oder Ebusim – soll auf ihn zurückgehen. (Vgl. Loeben, S. 42 sowie die Studie von Francisca Velásquez Brieva „El Dios Bes: De Egipto a Ibiza“, 2007) Und nicht nur das: Auch die postmoderne Popkultur hat Bes für sich entdeckt, sei es in Neil Gaimans Comic-Serie „Der Sandmann“ oder im Gaming-Universum (u. a. im Spiel „The Realm of the Mad God“).

Weitere bekannte und unbekannte Aspekte des „göttlichen Dämons“ sollen auch demnächst in einem separaten Bes-Buch vorgestellt werden. Ein Grund mehr für den MYTHO-Blog, dieses spannende Thema weiter zu verfolgen.

Ein Beitrag von Dr. Constance Timm


Literaturhinweise:

Bes: Karriere eines Dämons. In: Antike Welt. Zeitschrift für Archäologie und Kulturgeschichte 6/20. Wissenschaftliche Buchgesellschaft: Darmstadt 2020, S. 8-32.

Christian E. Loeben. Bes. Aegyptiaca Kestneriana. Bd. 2. Verlag Marie Leidorf GmbH: Rahden/Westfl. 2020.

Judith Weingarten. The Arrival of Bes[et] on Middle-Minoan Crete. In: Jana Mynarova/Pavel Onderka/Peter Pavuk (Ed.). There and Back Again – The Crossroads II. Proceedings of an International Conference Held in Prague, September 15-18, 2014. Czech Institute of Egyptology. Prag, 2016. S. 181-196.

Richard H. Wilkinson. The Complete Gods and Goddesses of Ancient Egypt. Thames & Hudson Ltd.: London, 2020.

Véronique Dasen. Dwarfs in ancient Egypt and Greece. Oxford Monographs on Classical Archaeology. Clarendon Press: Oxford 2013.


© Arbeitskreis für Vergleichende Mythologie e. V.

3 Antworten auf „Vergessene Götter: Bes, der göttliche Dämon“

  1. Vielen Dank für diesen Artikel.
    Mein kleiner Lieblingsgott ist wirklich überall zu finden wenn man sich nur einmal die Münzen mit Bes anschaut!
    Bitte macht weiter so vieleicht mal vergleichent mit anderen „Göttern“ Patäke oder so

  2. Danke für den spannenden Beitrag, überhaupt die Idee der vergessenen Götter ist großartig. Der Bes erinnert mich manchmal auch an den indischen Ganesh. Lasst uns weiter nach den Zwergengöttern, überhaupt den kleinen Göttern ausschauen.

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