Die Volksmärchen ranken sich häufig um entzückende Bräute, die in Pflanzengestalt erscheinen, aus ihr er- oder aus einer Pflanze emporsteigen. Metamorphosen von Mensch zu Pflanze und Pflanze zu Mensch finden sich in den Märchen weniger häufig als Tierverwandlungen, dennoch sind sie weltweit anzutreffen. Pflanzenbraut wie Tierbräutigam sind immer Teil einer Zweierbeziehung zwischen Mann und Frau, in der der menschliche Partner eine aktive Rolle bei der Erlösung und der damit einhergehenden Zurückgewinnung der menschlichen Gestalt einnimmt. Allein in den Begrifflichkeiten Pflanzenbraut und Tierbräutigam stoßen wir auf einen großen, wenn auch nicht ausnahmslosen Unterschied – nämlich, dass Tierverwandlungen in Märchen häufig Männer betreffen, während die Pflanzenverwandlung fast immer das weibliche Geschlecht betrifft. Beispiele wie die Schwanjungfrau oder der in einen Baum verwandelte Jüngling aus Grimms Die Alte im Wald gehören zu den selteneren Ausnahmen. Ein weiterer großer Unterschied zu den Tierbräutigamerzählungen und zugleich Merkmal der Pflanzenverwandlungen im Märchen ist, dass letzteren meist keine Verfluchung, Strafe oder böswillige Verwünschung durch Gegenspieler wie Dämonen, Hexen oder den Teufel vorausgehen.
„Pflanzenbräute und Pflanzenverwandlungen im Zaubermärchen“ weiterlesenSchwarze und weiße Magie – Von gefährlichen und guten Mächten
Die dichotomische Einteilung in schwarze, böse, unheilbringende und in helle, weiße, erlösende Mächte ist zweifelsohne für die Magie in zahlreichen Märchen, Legenden und Sagen unterschiedlicher Provenienz typisch. In der Magie, vom Persischen „Magh“ bzw. Maghdi“ abgeleitet, geht es ursprünglich um das „Können“, um die „Macht“ bzw. Machtausübung mit Hilfe von Naturkräften und Technik. „Können“ und „Macht“ bildeten dementsprechend auch die Grundlage für eine Art Universalwissenschaft (Astronomie, Astrologie und Medizin). Die christliche Kirche sah die Magie dagegen zunehmend kritisch, verdammte sie als einen willkürlichen Eingriff in Gottes Willen, stellte sie als einen schädlichen Trug von Dämonen an den Pranger, verurteilte sie als eine teuflische, sündhafte Vorstellung und lehnte sie als ein Vergehen bzw. Verbrechen kategorisch ab. Die Grenzen zwischen einer der Weißen Magie, die dem göttlichen Willen entsprechend verborgene Naturkräfte erschließen und nutzbar machen sollte und einer Schwarzen Magie, bei der die Kräfte der Natur gegen Gott ausgespielt werden würden, sind nicht immer leicht und eindeutig zu ziehen.
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