Kleines Mythologisches Alphabet: Zwischen Kap Arkona und dem Lausitzer Bergland. Westslawische Mythologie

Hören wir den Begriff „Slawen“, denken die meisten vermutlich an Gebiete wie Tschechien, Polen, die Länder des Balkans oder an Russland, kurzum, man assoziiert damit in gewisser Weise den „Osten“. Wobei es „den Osten“ als konkreten Ort ebenso wenig gibt wie „die Slawen“ als eine einheitliche Ethnie. Allenfalls lassen sich Letztere als regionales Unterscheidungsmerkmal in Süd-, Ost- und Westslawen unterteilen. Dabei sind es die kulturellen und mythologischen Zeugnisse der westslawischen Stämme der Germania Slavica, die man zwischen den Flüssen Elbe und Oder respektive dem Kap Arkona auf Rügen und den Lausitzen (Oberlausitz/Niederlausitz) verorten kann, denen der Slawist Hans-Christian Trepte im unter dem Buchstaben „S“ erschienenen Band der Reihe „Kleines Mythologisches Alphabet“ eine intensivere Betrachtung widmet.

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„Hic sunt dracones“ – Der Drache als ein schlangenartiges Mischwesen in ausgewählten slawischen Kulturen und Literaturen

Vorbemerkungen

Der Drache als das wohl bekanntesten Fabelwesen wird in der Mythologie zumeist als ein schlangenartiges Mischwesen angesehen, das Merkmale von Reptilien, Greifvögeln und Raubtieren in unterschiedlicher Gestalt in sich vereint. Eine deutliche Abgrenzung der Drachen zu anderen mythischen Fabelwesen ist dabei nicht immer erkennbar. Schlangenmythen weisen häufig Gemeinsamkeiten mit Drachenerzählungen auf. Zuweilen zeigt sich der Drache auch als eine groteske, phantastisch übertriebene Vergrößerung einer Schlange. Ähnliches, die enge Verbindung der die Luft beherrschenden, Furcht und Angst einflößenden Feuerschlange mit dem irdischen, in Höhlen lebenden Drachen, kann in der slawischen Mythologie wie auch in den Kulturen der baltischen Völker festgestellt werden. Zahlreichen Überlieferungen, Sagen und Legenden zufolge fordert der Drache häufig Menschenopfer, zumeist in Gestalt ansehnlicher Jungfrauen und Königstöchter. Dem Sieger im Kampf gegen den Drachen werden dann häufig die Königstochter und ein Königreich noch dazu versprochen.[1]

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