Seit Fritz Lang mit seinem Stummfilmepos „Die Nibelungen“ aus dem Jahr 1924 einen Meilenstein deutscher Filmgeschichte begründete, findet das mittelalterliche Epos um Liebe, Leid und Tod des Helden Sigfried und der Burgunder auch in Fernsehen und Kino immer wieder einen Platz. Beispiele hierfür sind etwa der 2-Teiler von Harald Reindl von 1966 mit Karin Dor als Brunhild oder die TV-Verfilmung „Die Nibelungen“ von Uli Edel von 2004, welche den Sagensagenstoff mit Elementen von Richard Wagners Operzyklus „Der Ring des Nibelungen“ verband. Eine sehr viel freiere Interpretation der Geschichte entwickelt die Persiflage „Siegfried“ (2005) mit dem Komiker Tom Gerhardt, in der der Held sich mehr oder minder erfolgreich durch eine Laufzeit von 89 Minuten trottelt und dabei von einem sprechenden Schwein begleitet wird. Noch bunter trieben es, im wahrsten Sinne des Wortes, die Darsteller in „Siegfried und das sagenhafte Liebesleben der Nibelungen“ (1970), wo nicht nur Muskelkraft beim Kampf mit dem Drachen gefragt ist, sondern anschließend auch die Potenz.
„Die (postmodernen) Nibelungen: Im Kino“ weiterlesenDie (postmodernen) Nibelungen: Blut und Spiele
„Hinter ihren Schwertern fließt Blut.“ (Das Nibelungenlied)
Sommer. Sonne. Spiele. Auch vor Worms macht die Hitze nicht Halt, kein Bollwerk, das die Wärme stoppt; alles ist durchlässig. „Alles fließt“, heißt es in der berühmten Formel des griechischen Philosophen Heraklit (ca. 520 – ca. 460 v. Chr.), panta rhei (altgriech. πάντα ῥεῖ). Oder präzisier (bei Platon überliefert): „Alles fließt [bewegt sich fort] und nichts bleibt“ (altgriech. Πάντα χωρεῖ καὶ οὐδὲν μένει; Vgl. Kratylos 402A = A6). Und es sind nicht nur die Wärme, der Sommer, die Zeit, die stetig dahinströmen wie der Rhein, nein, es fließt auch das Blut. Bei Amazon Prime einmal mehr fiktiv-brachial in Szene gesetzt durch die neue Roland-Emmerich-Gladiatoren-Serie „Those About to Die“, in Worms dagegen fließt es für den Zuschauer live und erlebbar bei den Nibelungen-Festspielen. Dort, auf der Bühne vor dem Wormser Dom St. Peter, wird in munterer Reihenfolge das (Kunst-) Blut vergossen, weggeschrubbt, untersucht, sich damit beschmiert, darin gewatet, als sei die Erde, der Himmel, jeder Gedanke aus Blut, im Blut, mit dem Blut. Und am Ende – warten keine genähten Wunden, keine geheilten Narben. Keine Versöhnung. Nur Blut. Das einfach nicht aufhören will zu fließen.
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Nach Worms zu gelangen, ist dieser Tage gar nicht so einfach. Gewiss, man reitet nicht mehr zu Pferd, reist mit der Postkutsche oder pilgert per pedes. Doch da ist die Zeit, die sich viel zu leicht und viel zu unnachgiebig auf die Entschlussfreudigkeit auswirkt. Zeit ist Zeit ist Zeit – das gilt auch in Bezug auf den Zug. Ebenfalls nicht zu unterschätzen: das Wetter. Gefolgt von Schwankungen im allgemeinen Wohlbefinden (auch der innere Reiseschweinehund will gut gefüttert werden) oder von anderweitigen arbeitstechnischen Ablenkungen. Beim dritten Anlauf soll es daher endlich gelingen:
„Uns sind in alten Mären Wunder viel gesagt
von Helden, reich an Ehren, von Kühnheit unverzagt,
von Freude und Festlichkeiten, von Weinen und von Klagen,
von kühner Recken Streiten, mögt ihr nun Wunder hören sagen.“ (Vs. 1)
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Zu Gast bei den Nibelungen in Worms
„Uns ist in alten Mären Wunders viel gesagt
von Helden, lobeshehren, von Taten, kühn gewagt,
von frohen Festlichkeiten, von Weinen und von Klagen
von kühner Recken Streiten mögt Ihr nun Wunder hören sagen.“
(Das Nibelungenlied)
Das „Nibelungenlied“ ist die bedeutendste hochmittelalterliche Ausformung der Nibelungensage um Siegfried, den Drachentöter, die starke Brünhild, den verschlagenen Hagen von Tronje und die rachsüchtige Kriemhild, die in ihrem Vergeltungsdrang letztendlich alle Beteiligten ins Verderben führt. Ein symbolträchtiges Werk, welches längst zum deutschen Kulturkanon gehört. Im Nibelungenmuseum Worms wird dieser jahrhundertealte Mythos mit Hilfe digitaler Medien anschaulich zu neuem Leben erweckt. So erfahren die Besucher im „Sehturm“ Wissenswertes über die Entwicklungsgeschichte der Sage, während sie im „Hörturm“ über die sprach- und literaturwissenschaftlichen Hintergründe informiert werden. Das beeindruckende Panorama lädt ein zu einer Zeitreise durch das Land der Nibelungen, während das unterirdisch gelegene „Mythenlabor“ Raum bietet, sich in die Welt der Sagen zu begeben.
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