Zuerst ist es nur ein heller Streifen im Dunkel des Horizonts. Die Nacht neigt sich dem Ende zu. Während die dunklen Stunden in der Vergangenheit vor allem Schlaf und Erholung bedeuteten, schaut heut so mancher Nachtschichtler an die Uhr und denkt sich: Noch ein paar Stunden, dann ab nach hause. Dass allgemein das Leben trotzdem tagsüber stattfindet, sorgt in unserer beschleunigten, ruhelosen Zeit bei vielen für körperliches Chaos. Auch bei denen, die nicht nachts arbeiten.
„Morgenspaziergänge und die Achtsamkeit der Stille“ weiterlesenMaui – polynesischer Held und Trickster
Die Mythenwelt Polynesiens beheimatet eine Vielzahl göttlicher und gottähnlicher Wesen. Ihre Erscheinungen sind vielgestaltig, ebenso ihre Namen und ihre Taten. Sie sind reine Götter, Personifizierungen von Naturerscheinungen wie Sonne, Mond, Sterne, Gewitter oder Regen, Mischlinge zwischen Götterwesen und Mensch oder auch Menschen, die in der Obhut von Göttern heranwachsen und von ihnen besondere Fähigkeiten erhalten.
In den mythischen Geschichten Polynesiens begegnet man immer wieder einem Mann, der durch Schelmenstreiche, Magie und Zauberei sowie mit großer Abenteuerlust die Aufmerksamkeit der Menschen und der Götter auf sich zieht. Auf den verschiedenen Inseln Polynesiens variieren die Geschichten über seinen Namen, seine Taten und seine Abstammung, aber überall sprechen die Menschen von Maui oder Tikitiki mit Humor und Bewunderung. Er ist einer der beliebtesten mythischen Helden.
„Maui – polynesischer Held und Trickster“ weiterlesenVon Ende und Anfang: Mythische Gedanken zum Osterfest
Der Tod und die Auferstehung liegen nah beinander. Nachdem am Montag die Bilder der brennenden, nicht erst durch Victor Hugos Roman bekannten Kathedrale von Notre-Dame de Paris um die Welt gingen, deren steinernes Skelett – glaubt man den Berichten – beinahe nicht hätte gerettet werden können, wächst nun von Tag zu Tag die Hoffnung auf einen raschen Wiederaufbau. In fünf Jahren soll die Rekonstruktion abgeschlossen sein, geht es nach dem Willen der Offiziellen; Jahrzehnte wird es mindestens brauchen, dämpfen Experten die von Schock und Fassungslosigkeit überlagerte Euphorie. Wie lange die Erneuerung tatsächlich dauert, wird wieder einmal die Zeit zeigen. Es entbehrt allerdings nicht der Tragik, bedenkt man, dass das Unglück ausgerechnet vor Ostern, dem wichtigsten Fest der Christenheit, seinen Lauf genommen hat.
„Von Ende und Anfang: Mythische Gedanken zum Osterfest“ weiterlesenDer wahnsinnige Wissenschaftler und das Scheusal: Zweihundert Jahre „Frankenstein“
Zwei Gestalten der populären Imagination sind 2018 zweihundert Jahre alt geworden: Frankenstein und sein Monster. Jeder kennt sie, weil jeder mindestens einen Film über sie gesehen hat, und Boris Karloff als Monster in der Verfilmung von 1931 ist geradezu eine Ikone geworden. Immer wieder variieren Drehbuchautor und Regisseure die Geschichte vom besessenen Wissenschaftler, der aus Leichenteilen einen Menschen zusammenbaut, ihn belebt – meist per Galvanismus – und dann vor seiner monströs geratenen Schöpfung Reißaus nimmt und damit eine Kette katastrophaler Ereignisse in Gang setzt. All diese Versionen gehen letztlich auf einen Roman zurück, der 1818 – zunächst anonym – in London erschien: „Frankenstein oder Der moderne Prometheus“ von Mary Wollstonecraft Shelley. Seine Vielschichtigkeit erreichen sie allerdings selten oder vielleicht nie. Denn um puren Horror geht es darin nicht, auch wenn die Grundidee tatsächlich eine Gruselgeschichte war: Mitte Juni 1816 saßen die englischen Dichter Lord Byron und Percy Bysshe Shelley, Shelleys damals 18jährige Lebensgefährtin und spätere Ehefrau Mary und Byrons Leibarzt und Reisebegleiter John William Polidori in einer Villa am Genfer See, während es tagelang in Strömen regnete. Die Protagonisten der literarischen Romantik unterhielten sich über neueste naturwissenschaftliche Experimente, über die Möglichkeit, künstliches Leben zu schaffen, lasen einander Gespenstergeschichten vor, die aus dem Deutschen ins Französische übersetzt worden waren, und beschlossen dann, selber welche zu erfinden. Bloß Mary wollte lange keine einfallen. Aber dann hatte sie einen Alptraum und ihre Geschichte – und in den folgenden beiden Jahren machte sie ihren ersten Roman daraus.
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