Die Religion treibt die Menschen in die Ferne. Sie wollen einen Glauben weitertragen bis an die Ränder der Erde und stoßen dabei auf anderen Glauben, andere Verehrungen, andere Götter. Die Reisen in die Ferne haben natürlich auch oft einen politischen Hintergrund. Im 13. Jahrhundert will das christliche Europa Kontakt aufnehmen zu den nur vage bekannten Mongolen. Könnten sie dem Abendland nicht beistehen im Kampf gegen den Islam? Aber was heißt „vage bekannt“? Die Mongolen dehnten fortgesetzt ihr Imperium aus, ihre Heere waren bis nach Europa vorgedrungen. Im April 1241 wurde das deutsch-polnische Heer bei Liegnitz /Schlesien geradezu zermalmt. Den Kopf des getöteten Herzogs Heinrich steckten die Mongolen auf eine Lanzenspitze und hielten ihn den Christen als Schreckensbild hin. Zur selben Zeit erlitt ein weiteres christliches Heer in Ungarn eine krachende Niederlage. Und es sah so aus, als wäre dies nur der Anfang einer beispiellosen Zerstörung: der Untergang des Abendlandes insgesamt stand bevor! Doch plötzlich wendeten sich die Asiaten nach Süden Richtung Ungarn und dann zurück nach Südrussland. Niemand wusste, warum.
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Von all den Legenden, die die geistige Welt des Mittelalters prägten, ist die Legende – oder sagen wir, der Mythos – vom Priesterkönig Johannes eine der nachhaltigsten gewesen. Im 12. Jahrhundert lief durch Europa die Kunde von einem mächtigen christlichen Herrscher im Osten, der seinen Glaubensbrüdern im Kampf gegen den Islam zu Hilfe kommen würde. Presbyter, d. h. Ältester bzw. Priester, nenne er sich, weil an seinem Hof eine Unzahl weltlicher und geistlicher Würdenträger Dienst tue, unter denen er sich durch einen Akt paradoxer Bescheidenheit auszeichne, wo er doch Herr aller Herren und in Wahrheit der mächtigste Monarch der Welt sei. In seinem Reich herrschten wahrhaft paradiesische Zustände: Überfluss an allem, kein Verbrechen, keine Unmoral; Krankheiten könnten wundersam geheilt werden, Quellen schenkten Jugend und langes Leben.
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