„Du bist mein Schatten“ – Magievorstellungen im alten Mesopotamien

“Sie hexten im Himmel, sie hex[ten] auf der Erde.“
(Auszug Gira-Hymnus – Übersetzung Schwemer, Abwehrzauber, S. 21)

Die Welt, das Leben, unser Denken, Handeln und Fühlen, all unsere Bewegungen und auch unsere Worte – gesprochene wie geschriebene, solche mit und ohne Absicht, Wissen, Zerstreuung oder Erkenntnis erlangen zu wollen – all dem ist ein grundlegender Schlüssel zu eigen, welchem wir uns nur selten bewusst sind: die Wiederholung. Bei Wiederholung denkt man vielleicht an die Jahreszeiten, an Geburtstage, an wiederkehrende Sportereignisse, an das freitägliche Gespräch in der Kneipe oder an den regelmäßigen Austausch beim Lesekreis, vielleicht stellt man sich auch einen mittelalterlichen Benediktinermönch im klösterlichen Skriptorium vor, wie er Handschriften für die hauseigene Bibliothek illuminiert oder abschreibt.

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Vergessene Götter: Die Königin der Nacht

Im Juli dieses Jahres war es im Botanischen Garten Leipzig wieder soweit: Für wenige Stunden öffnete die ursprünglich in der Karibik heimische Selenicereus grandiflorus aus der Familie der Kakteengewächse ihre etwa dreißig Zentimeter großen Blüten. Das Schauspiel ereignet sich gewöhnlich zwischen Juni und August (was jedoch abhängig ist von Blüte zu Blüte) und innerhalb einer bestimmten Zeitspanne, vom frühen Abend bis zum Morgengrauen des nächsten Tages. Aus diesem Grund ist die Selenicereus grandiflorus auch als die „Queen of Night“, die Königin der Nacht, bekannt und das Ereignis, wenn die Knospen ihr Geheimnis preisgeben, ist nicht nur für eingefleischte Botaniker ein außergewöhnliches Spektakel.

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Kupfer: Metall, Heil- und Zaubermittel

Auf dem jüngsten Familientreffen verriet mir mein Bruder, er habe kürzlich einen Artikel über die kulturhistorische Bedeutung von Kupfer gelesen. Neugierig geworden, begann ich, bezüglich der Herkunft sowie der vielseitigen Verwendungsmöglichkeiten dieses Halbedelmetalls, das wir am ehesten als Wärme- und Stromleiter oder als Material der Münzprägung kennen, selbst in der heimischen Lektüre zu blättern. Die nachfolgenden Zeilen sind die Ergebnisse einer ersten Spurensuche.

Kýprion – Cuprum – Koparr – Kupfer

Etymologisch ist Kupfer von „kýprion“ abgeleitet, herkommend von Kýpros (Κύπρος), dem altgriechischen Namen für die Insel Zypern. Im Lateinischen nennt man es volkstümlich „cuprum“ (oder cyprom) bzw. kennt es als aes Cyprium oder Aes (in der Bedeutung Erz, Kupfer oder Bronze), Althochdeutsch „koffer“, Altnordisch „koparr“. Das Mittelhochdeutsche weist Kupfer als „kupfer“ aus, während das Niederländische „koper“ Ähnlichkeiten mit dem Altenglischen „copor“, später „copper“ besitzt.

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Vergessene Götter: Anu, „der allerfernste der Götter im weiten Himmel“

„Als die Götter Mensch waren, trugen sie die Mühsal, schleppten sie den Tragkorb. Der Tragkorb der Götter war groß, die Mühsal schwer, übermäßig war die Drangsal. Die großen Anunnaku ließen siebenfach die Igigu die Mühsal tragen. Anu, ihr Vater, war der König; ihr Ratgeber der Held Enlil. Ihr Thronträger war Ninurta, ihr Kanalinspektor Ennugi. Sie fassten die (Los-)Flasche an ihrer ‚Wange‘, warfen das Los, woraufhin die Götter teilten: Anu stieg (sodann) zum Himmel empor, Enlil nahm sich die Erde für seine Untertanen. Die Riegel und die Schlingen des Meeres wurden dem weitsichtigen Enki hingelegt. Diejenigen des Anum stiegen zum Himmel empor, diejenigen des (Grundwassers) Apsu stiegen endgültig hinab. Es waren müßig diejenigen des Himmels, die Mühsal ließen sie tragen die Igigu. Die Götter begannen, Flüsse zu graben – die Wasserläufe der Götter, das Leben für das Land.“ (Als die Götter Mensch waren, Die altorientalische Sintfluterzählung, S. 10)

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Streit um Babel-Bibel, oder: Was man mit einem Mythos machen kann

In den Jahren 1902 bis etwa 1904 tobte ein Streit, der, wie einer seiner Protagonisten mit leichter Übertreibung rückblickend feststellte, die Gebildeten von Kalkutta bis Kalifornien und von Norwegen bis Kapstadt sowie in Deutschland breite Volksmassen erregte (Lehmann, S. 52). Ausgelöst worden war er von dem international renommierten Assyriologen Friedrich Delitzsch (1850 – 1922), Professor für Orientalische Philologie an der Friedrich-Wilhelms-Universität (heute: Humboldt-Universität) zu Berlin und Direktor der Vorderasiatischen Abteilung der Berliner Museen, die später Teil des Pergamonmuseums werden sollte.

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Mythos Mond

„Wie eine seltne Gegend ist dein Herz,
Wo Masken, die mit Bergamasken schreiten,
Zum Tanze spielen voll geheimem Schmerz
Im Truggewand, mit dem sie bunt sich kleiden.

Obgleich in weichem Ton sie singen, wie
Der Liebe Sieg dem Lebensglück sich eine,
So glauben doch nicht an die Freude sie,
Und ihr Gesang fliesst hin im Mondenscheine.

Im kalten Mondenschein, des trübe Pracht
Die Vögel träumen lässt auf ihren Zweigen,
Und der die Wasserstrahlen weinen macht,
Die schlank aus weissen Marmorschalen steigen.“

(Paul Verlaine, Clair de Lune – Mondschein)

Es war ein kleiner Schritt für einen Menschen, aber ein großer Schritt für die Menschheit. Am 21. Juli 1969 betraten die Astronauten Neil Armstrong und Buzz Aldrin der Apollo 11 Mission als erste Menschen den Mond. Es war der Höhepunkt eines vom Kalten Krieg dominierten Duells zwischen den USA und der Sowjetunion: der Wettlauf ins All. Dabei sah es lange so aus, als hätte die Sowjetunion die Nase vorn, war es dem 1922 gegründeten föderativen Einparteienstaat doch seit den 1950er Jahren gelungen, zuerst den ersten menschengemachten Satelliten (Sputnik) in die Erdumlaufbahn und später die Sonden Lunik 9 und Luna 9 auf den Mond zu bringen. Vor allem der Sputnik-Erfolg löste in der westlichen Welt einen regelrechten Weltraum-Schock aus. Das Weltraumprogramm der USA wurde daraufhin zu einem Prestigeprojekt. Nicht nur Sonden und Satelliten wollte man ins All bringen. Der Mond sollte es sein! Und nach der ersten bemannten und erfolgreichen Mondumkreisung im Jahr 1968 war es an jenem Julitag vor 50 Jahren soweit. 384.400 Kilometer trennen Mond und Erde voneinander. Der Mensch hatte erstmals einen anderen Himmelskörper betreten. Ein wahrer Christoph-Columbus-Moment.

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