Märchenhaftes aus dem hohen Norden – Mit Espen Aschenbengel im Land der Trolle. 30 norwegische Volksmärchen von Peter Christen Asbjørnsen und Jørgen Moe

Ein Reisender ist zu Gast in einem prächtigen Anwesen. Er trifft auf einen alten Mann und fragt diesen, ob er dort übernachten dürfe. Der Alte antwortet ihm, er möge dessen Vater fragen. Dieser verweist ihn auf seinen Vater und der wiederum auf seinen Vater. Letztendlich kommt der Reisende zum letzten Vater in der Reihe, dessen Erscheinung so schaurig ist, dass sie ihm einen gehörigen Schrecken einjagt.

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Des Kaisers gefährliche Blüten

Das ausgehende 19. Jahrhundert war eine Epoche, in der sich die Darstellung antiker Sujets großer Beliebtheit erfreute. Die sogenannte Salonmalerei bot u.a. mit der Darstellung antiker Alltagsszenen Museums- und Ausstellungsbesuchern die Möglichkeit, dem strengen Moralkodex des Viktorianischen Zeitalters zumindest visuell in eine leichte und sinnenfrohe Welt hin zu entfliehen.

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Odyssee durchs Winter-Wunderland: „Der Schneesturm“ von Vladimir Sorokin

Es war einmal … Schnee. Schnee ist „das“ Symbol für den Winter. Wir bauen Schneemänner. Wir lieben Schneeballschlachten. Wir laufen Ski. Wir warten auf „weiße Weihnachten“ und sind enttäuscht, wenn uns Petrus den Wunsch (mal wieder) nicht erfüllt hat. Wir fluchen über Schneematsch und schliddern über von feinen Schneeschichten überzuckertes Eis. Und nichts ist schöner, als sich an einem Sonntag mit einem Buch unter die Decke zu mummeln, während draußen sacht die Flocken fallen. Schnee besitzt gefühlsmäßig etwas geradezu verkitscht-heimeliges. Deshalb Vorsicht! Der Roman „Der Schneesturm“ des russischen Schriftstellers Vladimir Sorokin, erschienen 2012 in deutscher Übersetzung im Verlag Kiepenheuer & Witsch, könnte das traute Bild vom mythisch weißen Winter-Wunderland etwas dämpfen.

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Von Hausgeistern und Fabelwesen – Das Projekt „Forgotten Creatures“

Von Geistern und Fabelwesen

Hausgeister und Fabelwesen der deutschen Mythologie stehen beim Projekt Forgotten Creatures im Vordergrund. Jahrhundertelang waren Menschen der Ansicht, dass sie nicht allein auf Erden lebten. Wälder und Gebirge, aber auch die Felder und den eigenen Hof dachten sie sich von zahlreichen Fabelwesen, Natur- und Hausgeister bevölkert. Diese versuchten die Menschen entweder zu vertreiben oder als Verbündete zu gewinnen.

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Rotkäppchen in Australien

Ein Erlebnisbericht unserer Australienfachfrau Birgit Scheps-Bretschneider beim Erzählen von Grimms Märchen bei den Aborigines.

Simpson Wüste, Zentralaustralien 2001

Es ist später Nachmittag, wir sind eine lange Strecke gelaufen, haben im Wüstengebiet von pmara jutunta Buschpflaumen gesammelt und bereiten nun das Lager für den Abend und die Nacht vor.

Eine der Frauen macht Feuer, wir stellen unsere Billys, kleine verbeulte Alutöpfchen, in die Glut und kochen Tee. Wir Frauen sitzen nun zusammen und schwatzen, die Kinder suchen die Spinnifexbüschel nach kleinen Eidechsen ab und spähen nach Kaninchenlöchern. Die Jungen haben sich aus Ästen kleine Speere geschnitzt und wollen noch große Jagdbeute machen. Auch die Männer, die gemeinsam in der Wüste unterwegs waren, kommen nun zum Lagerplatz. Sie bringen zwei große Perentie-Echsen mit, die unser Abendbrot sein werden. John schneidet unten und oben am Bauch ein Loch in den Perentie und zieht dann den Darmtrakt heraus. Die Echsen können nun in die heiße Asche gelegt werden, der Rücken nach unten und der Bauch nach oben. Heiße Asche, etwas Glut und Erde obenauf – jetzt heißt es nur noch warten, bis alles gar ist.

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Sibirische Mythen – Eine Reise nach Jakutien

Als ich dort hinreiste, wusste ich nur dies: Jakutsk ist die kälteste Hauptstadt der Welt. Dort sollte eine Konferenz zum 175. Geburtstag Nietzsches stattfinden, einem Philosophen also gewidmet, der wusste, was Kälte war. Von Moskau fliegt man ca. 6 Stunden und überquert so manche Zeitzone. Der Flughafen lag wie eine gefrorene Eisprinzessin in der weißen Wüste. Mein Koffer war nicht mitgekommen, aber ich kam in eine warme Wohnung. Meine Gastgeber, eine Philosophin und ein Dirigent sowie ihre Familie tischten nach russischer Art auf! Und ich begann mehr zu erfahren über dieses für uns so unbekannte Land, das offiziell Republik Sacha heißt. Reich an Bodenschätzen, die größten Diamantvorkommen der Erde. Auf den Straßen, mitten in der Stadt, weiße struppige Pferde, wilde Pferde, die im Schnee scharren. Es dampft allüberall in der Kälte, der Atem, der Rauch der Häuser. Jakutien liegt im Nordosten Sibiriens, es ist fast so groß wie Indien und neunmal so groß wie Deutschland.

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Märchenhafte Weihnachtszeit – Drei Haselnüsse und ein verlorener Schuh

Es ist vielleicht DER kultigste Weihnachtsfilm in Deutschland, obwohl sich darüber natürlich streiten ließe. Der DEFA-Märchenfilm „Drei Haselnüsse für Aschenbrödel“ aus dem Jahre 1973 erzählt auf charmant-fantastische Weise die Geschichte des Aschenbrödels. Trotz der gemeinen Albernheiten ihrer Stiefmutter und Stiefschwester schafft es das Mädchen durch ihr eigenwilliges, cleveres Wesen – und drei magische Haselnüsse – den leichtlebigen Prinzen zu treffen, diesen in ihren Bann zu schlagen und schließlich zu heiraten.

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Tausendundeine Nacht – Der Anfang und das glückliche Ende

„Das Schicksal besteht aus zwei Tagen: einer ist Sicherheit, einer Gefahr.
Und unser Leben hat zwei Hälften: eine ist trübe, und eine ist klar.
Sage zu dem, der uns geschmäht hat um unsres Schicksals willen:
‚Hat je das Schicksal einen geprüft, der ohne Bedeutsamkeit war?'“

(Der Kaufmann und der Dschinni, Die erste Nacht)

Wer kennt nicht die Abenteuer von Aladdin und dem Geist aus der Wunderlampe oder das „Sesam öffne dich“ aus der Erzählung von Ali Baba und den vierzig Räubern? Gute und böse Geister, Verwandlungen wie etwa in der Geschichte „Der Dieb von Bagdad“ oder die Reisen des Sindbad – es weht ein Hauch von Exotik, Ferne, Gefahr, Spannung und Poesie und Mythos durch die Seiten, bei denen man fortgetragen wird von Erzählung zu Erzählung. „Wenn du nicht schläfst, so erzähle uns deine Geschichte zu Ende!“ In dieser Nacht und in der nächsten. Es kann keinen Zweifel geben: Wir befinden uns auf einer fantastischen Reise durch das Morgenland und sind dem Bann von Tausendundeine Nacht erlegen; „alf laila wa-laila“ wie es im Arabischen heißt oder das Buch, welches mit der Absicht geschrieben wurde, „jedem nützlich zu sein, der darin liest“.

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Mythos Mond

„Wie eine seltne Gegend ist dein Herz,
Wo Masken, die mit Bergamasken schreiten,
Zum Tanze spielen voll geheimem Schmerz
Im Truggewand, mit dem sie bunt sich kleiden.

Obgleich in weichem Ton sie singen, wie
Der Liebe Sieg dem Lebensglück sich eine,
So glauben doch nicht an die Freude sie,
Und ihr Gesang fliesst hin im Mondenscheine.

Im kalten Mondenschein, des trübe Pracht
Die Vögel träumen lässt auf ihren Zweigen,
Und der die Wasserstrahlen weinen macht,
Die schlank aus weissen Marmorschalen steigen.“

(Paul Verlaine, Clair de Lune – Mondschein)

Es war ein kleiner Schritt für einen Menschen, aber ein großer Schritt für die Menschheit. Am 21. Juli 1969 betraten die Astronauten Neil Armstrong und Buzz Aldrin der Apollo 11 Mission als erste Menschen den Mond. Es war der Höhepunkt eines vom Kalten Krieg dominierten Duells zwischen den USA und der Sowjetunion: der Wettlauf ins All. Dabei sah es lange so aus, als hätte die Sowjetunion die Nase vorn, war es dem 1922 gegründeten föderativen Einparteienstaat doch seit den 1950er Jahren gelungen, zuerst den ersten menschengemachten Satelliten (Sputnik) in die Erdumlaufbahn und später die Sonden Lunik 9 und Luna 9 auf den Mond zu bringen. Vor allem der Sputnik-Erfolg löste in der westlichen Welt einen regelrechten Weltraum-Schock aus. Das Weltraumprogramm der USA wurde daraufhin zu einem Prestigeprojekt. Nicht nur Sonden und Satelliten wollte man ins All bringen. Der Mond sollte es sein! Und nach der ersten bemannten und erfolgreichen Mondumkreisung im Jahr 1968 war es an jenem Julitag vor 50 Jahren soweit. 384.400 Kilometer trennen Mond und Erde voneinander. Der Mensch hatte erstmals einen anderen Himmelskörper betreten. Ein wahrer Christoph-Columbus-Moment.

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Von Sternen und Hunden: Eine Begegnung mit dem Sommer

„Dunst ist die Welle,
Staub ist die Quelle!
Stumm sind die Wälder,
Feuermann tanzt über die Felder!

Nimm dich in acht!
Eh du erwacht,
Holt dich die Mutter
Heim in der Nacht!“

(Die Regentrude, Theodor Storm)

Liebe Leserinnen und Leser,

auch der Mytho-Blog bleibt dieser Tage von der Sommerhitze nicht verschont. Mir fällt dabei immer spontan das Märchen von der Regentrude aus der Feder des Schriftstellers und Lyrikers Theodor Storm (1817-1888) ein. Der Feuermann tanzt über die Felder und das Vieh verdurstet auf den Weiden. Nur durch ein magisches Sprüchlein und die Furchtlosigkeit eines Liebespaares, das sich durch eine fantastisch unwirkliche Landschaft kämpfen muss, die eher wie der Abstieg zur Hölle denn der Aufstieg in Himmel und Wolken anmutet, kann der Schlafbann, der über der Regentrude liegt, gebrochen werden. Noch immer habe ich die Märchenschallplatte dazu im Schrank stehen, und wenn mich bei diesen Temperaturen die Muße packt, hülle ich mich damit des Abends in wohliges Gruseln.

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Eine Reise zu den Riesen

„Burg Niedeck ist im Elsaß der Sage wohlbekannt,
Die Höhe, wo vorzeiten die Burg der Riesen stand;
Sie selbst ist nun verfallen, die Stätte wüst und leer;
Du fragest nach den Riesen, du findest sie nicht mehr.“

(Adelbert von Chamisso, Das Riesenspielzeug)

Ich muss acht oder neun Jahre alt gewesen sein, als ich Das Riesenspielzeug zum ersten Mal entdeckte; in einer illustrierten, ziemlich zerfledderten Ausgabe, die allerlei deutsche Balladen zum Inhalt hatte und die auf „westliche“ Umwege in die DDR (genauer gesagt in das an der Elbe gelegene und ganz und gar nicht riesige, sondern vielmehr kleinbürgerliche Torgau) eingereist war. Bis heute ist die Ballade von Adelbert von Chamisso (1781-1838) aus dem Jahr 1831 einer der wenigen Texte, die ich aus dem Stehgreif zitieren kann, sobald ich das Wort „Riese“ höre. Riese, das weckt nicht nur die Assoziation eines Wesens, das sehr viel größer ist als man selbst, sondern auf gewisse Weise auch unerreichbar, mit großer Kraft ausgestattet, über der Welt stehend und diese auch aus einem ganz anderen Blickwinkel wahrnehmend. Etwas, das riesenhaft ist, wirkt unüberwindlich und lässt alles andere im Vergleich dazu klein und unbedeutend erscheinen. Riesen sind auch selten freundlich (geschweige denn menschenfreundlich), sieht man einmal vom „Big Friendly Giant“ (Disney, 2016) ab. Zudem werden die gigantischen Mythen- bzw. Fantasie-Zweibeiner öfter als dümmlich charakterisiert. Man denke da an den armen Grawp oder Grawpy aus Harry Potter, den Bruder des halbriesigen Rubeus Hagrid, der Hermine mit einer Fahrradklingel zu beeindrucken sucht. Im Grimmschen Märchen Von einem, der auszog das Fürchten zu lernen kegelt der Protagonist gar mit den Köpfen von Riesen um die Wette.

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„Der Wind, der Wind, das himmlische Kind“

Lasst uns vom Wind erzählen. Ich gebe zu, würde mich jemand fragen, was der Wind ist, würde mir im ersten Moment keine passende Antwort einfallen und im zweiten Moment vermutlich das Zitat aus Hänsel und Gretel: „Der Wind, der Wind, das himmlische Kind“. Zum einen, weil es ein bekannter Reim aus einem bekannten Märchen ist. Zum anderen, weil dem Wind, lässt man sich die Worte einmal gründlich auf der Zunge zergehen, tatsächlich etwas Kindliches anmutet. Er ist verspielt. Er ist unberechenbar. Ist er ausgeglichen, beglückt er uns mit einem lauen Lüftchen. Ist er aufgewühlt, stürmt und tobt er. Ist er traurig, heult er. Und ist er zufrieden, säuselt er. Wind ist im Grunde ständig um uns. Wir sehen von ihm aber nur seine Wirkung auf die sichtbaren Dinge und auf uns selbst. Sein Wesen, seine Gestalt ist für uns – mit Ausnahme von Tornados oder Superstürmen – weitgehend unsichtbar. Wind ist bewegte Luft und Luft brauchen wir zum Atmen und für die Erhaltung unserer Existenz.

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Der Mythos von Liebe und Tod, oder: Die drei Rätsel der Prinzessin Turandot

„Wer den Gong ertönen läßt,
dem erscheinet sie sofort!
Weiß wie Jade,
kalt wie Stahl:
das ist die schöne Turandot!“
(Turandot, Giacomo Puccini, Libretto)

Als der italienische Komponist Giacomo Puccini im Jahr 1920 zusammen mit dem Liberettisten Guiseppe Adami und dem Dramaturgen Renato Simoni über dem Stoff seiner sechs Jahre später uraufgeführten Oper „Turandot“ zu brüten begann, schrieb er Letzterem geradezu hoffnungsvoll: „machen wir ein Märchen, gefiltert durch unser modernes Gehirn!“ Das Märchen lag dem Kreativ-Trio zu dieser Zeit längst vor, u. a. in Form des Theaterstücks „Turandot“ von Friedrich Schiller (1802 uraufgeführt), welches auf einer Vorlage des italienischen Theaterdichters Carlo Gozzi aus dem Jahr 1762 beruhte. Darüber hinaus war dem Stoff bereits eine Reihe von Vertonungen vorausgegangen. Franz Seraph Destouches, Carl Maria von Weber, Antonia Bazzini sind nur einige der Namen, die sich der Geschichte annahmen. Daher war sich Puccini unsicher, auf welche Weise er den bereits bekannten Stoff zum Leben erwecken sollte. Am ehesten schien ihm dies über die Psychologie der Figuren möglich, mehr noch über die Gefühle. „Sie müssen das Letzte an Gefühl und Rührung herausholen … und sie können die rechten Verse finden!“, schreibt er an Adami. „[Der] Liebesausbruch muss wie ein leuchtender Meteorstein unter die rufende Volksmenge fallen, die mit gespannten Nerven … das Fluidum der Liebe begeistert aufnimmt.“

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Was ist Liebe? – Eine mythische und literarische Einführung

Wenn wir von Liebe sprechen, verbinden wir mit ihr das intensive Gefühl von Zuneigung, Geborgenheit, Aufgehobensein, Verbundenheit, das sich im menschlich-emotionalen Erklärungskanon nicht mehr steigern lässt. „Es ist was es ist sagt die Liebe“ in Erich Fried’s (1921-1988) bekanntem Gedicht und würde man eintausend Menschen darüber befragen, würde man wohl eintausend verschiedene Antworten erhalten. Denn Liebe ist nicht nur der romantische Höhepunkt jeder Paarbeziehung, so wie sie in Medien, Dichtung, Romanen, Liedern oder Kunst im Regelfall proklamiert wird. Liebe kann sich auch auf Gruppen beziehen, auf die Familie, Geschwister, Freunde, zu Tieren, Natur etc. Es gibt kein Limit für Liebe.

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Tierwesen: Über eine mythisch-cineastische Beziehung

Es ist wieder soweit! In den Kinos flimmern zum zweiten Mal die „Phantastischen Tierwesen“ der britischen Autorin und „Mutter von Harry Potter“, Joanne K. Rowling, über die Leinwand und begeistern große und kleine Zauberer und Hexen, sorry, Zuschauer, natürlich. Da gibt es den süßen Niffler, eine Art bepelztes Schnabeltier mit körpereigenem Kängurubeutel, in den er alle glitzernden und glänzenden Sachen stopft (vorzugsweise Münzen, Goldbarren und Schmuck), die er in seine Pfötchen bekommt. Ebenfalls mit von der Partie ist der Bowtruckle Pickett, der Ähnlichkeit mit einem grünen Miniatur-Baum-Insekt aufweist. Auf Bäumen lebt seine Art denn auch, bevorzugt in solchen, die sich für die Herstellung von Zauberstäben eignen. Von Bowtrucklen weiß man, dass sie aufgrund ihrer Größe gut Schlösser knacken können. Exemplare wie Pickett entwickeln zudem eine relativ große Anhänglichkeit für ihre Beschützer und reagieren entsprechend vergnatzt, wenn man sie für scheinbar unlautere Pläne einspannen will. So geschehen im ersten Teil der „Phantastischen Tierwesen“, als Pickett an den gierigen Kobold Gnarlak gegen wichtige Informationen verkauft werden soll. Natürlich nur zum Schein. Streit vorprogrammiert.

Weitere Tiere (in Auswahl), die die meiste Zeit über im Koffer des Zauberers Newt Scamander (seines Zeichens Autor eines Buches über magische Geschöpfe) leben, hören auf Namen wie Graphorn, Occamy, Knuddelmuff und Murtlap. Einer meiner persönlichen Lieblinge ist allerdings der Böse Sturzfalter, ein Tierwesen, das Reptil und Insekt in sich vereint. Passenderweise bewirkt sein Gift das Vergessen von unschönen, leider aber auch schönen Erinnerungen. Wenn man sich denn daran erinnert. Sturzfalter ernähren sich bevorzugt von menschlichen Gehirnen. Stolpert man also zufällig über seinen recht unscheinbar wirkenden Kokon, bitte nicht berühren, denn einmal geweckt und im Flug begriffen, kann der Böse Sturzfalter eine beachtliche Größe annehmen.

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