Willkommen zum ersten Teil unseres Blogspecials im Zeichen des Schaurigen!
Lenore fuhr ums Morgenrot
Empor aus schweren Träumen:
„Bist untreu, Wilhelm, oder tot?
Wie lange willst du säumen?“ –
Er war mit König Friedrichs Macht
Gezogen in die Prager Schlacht,
Und hatte nicht geschrieben:
Ob er gesund geblieben. (Str. 1)
Die erste Strophe der Ballade Lenore, verfasst vom deutschen Dichter Gottfried August Bürger (1747-1794), fackelt nicht lange und führt den Leser sofort an den springenden Punkt heran, der die gesamte Handlung ins Rollen bringt: Willhelm, Lenores Verlobter, kämpft im Siebenjährigen Krieg und keiner weiß, welches Schicksal ihn ereilt hat. Eines Nachts jedoch wird die Hauptcharakterin von einer unheilvollen Ahnung heimgesucht und stellt den Leser bereits zu anfangs vor eine vollendete Tatsache – der Verlobte ist entweder untreu geworden und im fremden Land geblieben, oder er ist im Kampf gefallen. Es ist ein böses Erwachen, welches in seiner Abruptheit die Ballade eröffnet. Ein böses Erwachen in der Tat, ein Motiv, das sich wie ein roter Faden durch die Geschichte um Lenores unheilvolles Schicksal zieht.
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