Der MYTHO-Blog liest trotzdem – 3.0

Legenden

Wenn ich bei Führungen von Schulklassen im Bremer Übersee-Museum die Frage stelle, wer schon mal etwas von Sitting Bull gehört hat, schaue ich normalerweise in leere Gesichter. Das Thema „Indianer“ scheint bei der heutigen jungen Generation kaum noch stattzufinden. Umso mehr überraschte und freute mich das Bekenntnis eines 13-Jährigen, seine Lieblingsbücher seien Die Söhne der Großen Bärin. Kaum ein Buch hat mich auf meiner Lesereise so sehr geprägt wie Liselotte Welskopf-Henrichs Romanzyklus. Mit zehn Jahren bekam ich den ersten Band geschenkt, der der Auslöser dafür war, dass aus meiner frühkindlichen Indianerbegeisterung ein zunehmend ernsthafteres Interesse wurde, das schließlich auch meine Berufswahl bestimmte.

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Possen, Spiel und Hochstapelei, oder: Der Weg des Tricksters

Der Trickster liebt das Spiel, bei dem man manches Mal den Kopf verlieren kann, und das hindert ihn an einer nachhaltigen Arbeit. Es fehlen Fleiß, Verantwortung, Zukunftsdenken. Wenn es ihm langweilig wird, schmeißt er das Spiel hin. Darin ist er sehr kindlich. Faule wie Trickster schreiben keine Romane. Aber wenn sie es tun, werden es Anti-Romane, die sich selbst immer wieder aufheben oder sich über sich selbst und das eigene Unterfangen, seriös sein zu wollen, lustig machen. Ich denke an Lawrence Sternes Tristram Shandy, an Denis Diderots Jacques der Fatalist oder an Musils Der Mann ohne Eigenschaften. Viele Postmoderne lieben den Trickster als ein solches Prinzip, etwa John Barth, Donald Barthelme, Julio Cortázar, Jorge Luis Borges, Salman Rushdie und viele andere. Vielleicht kann man literarische Epochen sogar nach ihrer Nähe zur Tricksterhaftigkeit einordnen. Natürlich ist der Trickster, eben weil er auch für Autoren stehen mag, eine beliebte Figur in der Literatur. Er tritt dort unter anderem als Hochstapler, Schelm, Betrüger oder Dieb auf.

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