In Indien bekannter als Goethe: der Orientalist Friedrich Max Müller

Als ich das erste Mal nach Indien kam, sagte man mir, es gebe dort keine Goethe-Institute. Die Häuser zur Vermittlung deutscher Sprache und Kultur hießen dort vielmehr Max-Muller-Häuser. Ich war etwas verdutzt und ließ mir erzählen, dass dieser Muller sehr wichtig für Indien gewesen sei. Wenn nun indische Bekannte nach Deutschland, gar Leipzig kommen, sind sie wiederum sehr erstaunt, ja enttäuscht, dass niemand hier diesen Muller, also Müller kennt! Es gibt halt so viele Müllers in Deutschland, dass man ein Frankfurt am Main damit füllen könnte. Warum hat er sich auch keinen anständigen Doppelnamen wie Müller-Lüdenscheidt zugelegt – wir würden uns alle an ihn erinnern.  Der Name hat ihn hierzulande also mehr oder weniger zunichte gemacht, nicht aber in England, wo er leben sollte, oder in Indien, dessen Kultur er liebevoll erforschte. Denn dieser Friedrich Max Müller war einer der ganz großen Gelehrten des 19. Jahrhunderts. Er war einer der berühmtesten Professoren für Sanskrit und Religionsgeschichte in Oxford. Königin Victoria lud ihn als Kapazität öfter nach Windsor Castle ein, als sie Kaiserin von Indien geworden war. Ihm wurde auch der Auftrag erteilt, die dritte Strophe der britischen Nationalhymne ins Sanskrit zu übersetzen, er erhielt die höchsten Orden der Wissenschaft.

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Post aus dem Paradies oder Der imaginäre Monarch und seine Faszination

Von all den Legenden, die die geistige Welt des Mittelalters prägten, ist die Legende – oder sagen wir, der Mythos – vom Priesterkönig Johannes eine der nachhaltigsten gewesen. Im 12. Jahrhundert lief durch Europa die Kunde von einem mächtigen christlichen Herrscher im Osten, der seinen Glaubensbrüdern im Kampf gegen den Islam zu Hilfe kommen würde. Presbyter, d. h. Ältester bzw. Priester, nenne er sich, weil an seinem Hof eine Unzahl weltlicher und geistlicher Würdenträger Dienst tue, unter denen er sich durch einen Akt paradoxer Bescheidenheit auszeichne, wo er doch Herr aller Herren und in Wahrheit der mächtigste Monarch der Welt sei. In seinem Reich herrschten wahrhaft paradiesische Zustände: Überfluss an allem, kein Verbrechen, keine Unmoral; Krankheiten könnten wundersam geheilt werden, Quellen schenkten Jugend und langes Leben.

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Das Holi-Fest: Farben, die um die Welt gehen

Der Name scheint Programm: Wer denkt nicht an holiday oder holy? Vielleicht auch an holly (Holunder) und Frau Holle. Seit einigen Jahren wird das indische Fest heftig gefeiert, auch außerhalb Indiens. Von Mai bis August zieht die Farbshow von Stuttgart bis Hamburg, von Mannheim bis Berlin. Die Eventkultur globalisiert auch lokale Feste und macht sie zu Ereignissen außerhalb der Ursprungskulturen. Dabei werden Kontexte ausgehebelt und Symbole neu besetzt und umkodiert.

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Liebe, Sex und Geschlechterrollen: Einblicke in die hinduistische Lebenswelt Indiens

Der Arbeitskreis für Vergleichende Mythologie lud am 28. Mai zu Lesung und Gespräch unter dem Titel „Zwischen Spiritualität und Alltag – Liebe, Erotik und Ehe in der Kultur Indiens“ in die Stadtbibliothek ein. Im Rahmen des Mottos „Liebe“, unter dessen leitenden Licht die Mythologen dieses Jahr segeln und sprechen wollen, wandte sich dieser Vortrag dem Themenkomplex durch die Augen einer anderen Kultur zu: nämlich der des traditionsgebundenen Indiens. Wie im Hinduismus Liebe wahrgenommen und deren Ausprägungen durch den kulturellen und religiösen Überbau geformt, genormt, begrenzt aber auch entfesselt werden, versucht die Indologin und Ethnologin Dr. Maria Schetelich dem Publikum nahezubringen. Und mit Erfolg. Die weiße Wand vor der die 1939 Geborene in Sprecherposition verfällt, verwandelt sich durch ihre lebhaften Erzählungen von romantisch-erotischen Gedichten und ihre kulturwissenschaftlichen Einblicke zu einer Projektionsfläche für die Farbvielfalt Indiens und zieht die Zuhörer in ihren Bann.

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