Alles sei voll von Göttern, soll der griechische Philosoph Thales von Milet (6. Jahrhundert v. Chr.) gesagt haben. Er blieb damit, auch wenn er dieser Behauptung eine abstraktere, nicht-wörtliche Bedeutung gegeben haben mag, der Weltsicht seiner Zeitgenossen verbunden. In der Tat fassen polytheistische Weltbilder – und die alten Griechen waren ja Polytheisten – ihre Götter nicht als transzendente Wesenheiten auf, die der Welt gegenüberstehen, sondern als Teil der Welt. Und in diesem Sinne hatte das, was wir Natur nennen, teil am Göttlichen, und Götter wirkten auch hinein in die Lebensvollzüge der Menschen. Sie wachten über die einzelnen Lebensbereiche, wenngleich sie häufig zu komplexe Gestalten waren, als dass man sie restlos mit einer Funktion hätte identifizieren können. Für das, was man im weitesten Sinne Liebe nennen kann, waren zwei Gottheiten zuständig: Eros (Liebesbegehren) und Aphrodite. Sie haben die Antike überlebt und sind nicht zuletzt durch die Kunst des Abendlandes bis heute populär: die schöne junge Frau und ihr knabenhafter Begleiter, der meist mit Pfeil und Bogen und oft auch geflügelt dargestellt wird. Freilich sind sie auf ihrem langen Weg auch zu puren Versinnbildlichungen, zu Allegorien geworden. Für die antike Welt aber waren sie mehr.
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