Für einen Vergessenen ist er erstaunlich präsent in unserer Gegenwart: Janus (korrekt wäre eigentlich Ianus), der römische Gott mit den zwei Gesichtern, deren eines nach hinten sieht. Der Januar, der erste Monat des Jahres, ist nach ihm benannt – er stand in seinem Zeichen, wie auch der erste Tag eines jeden folgenden Monats. Es denkt bloß kaum noch jemand bei dem Wort „Januar“ an ihn. Auch, dass die Sitte, am Neujahrstag einander Glück zu wünschen, sich bruchlos vom alten Rom herschreibt, ist wohl nur noch wenigen bewusst, ebenso wie die römisch-lateinische Herkunft unserer Monatsnamen. Allenfalls Ausdrücke wie Januskopf bzw. Janusgesicht und die entsprechenden Adjektive sind noch gebräuchlich, um die Zwiespältigkeit einer Sache oder eines Menschen bildhaft auszudrücken.
„Vergessene Götter: Janus, der Gott mit den zwei Gesichtern“ weiterlesenAntike Gegenwarten – Warum sich ein Gespräch mit Steinen lohnt
Nachdem ich im März auf Erkundungstour nach Pergamon gereist bin, führte mich eine erneute Reise dieser Tage in die anderen weiten Welten der griechischen und römischen Antike. Oder, womit mir eine Mitreisende aus dem Herzen sprach, in das schönste Museum der Berliner Museumsinsel: Das Alte Museum. Hätte ich je eine Statistik über meine bisherigen Berlinbesuche führen müssen, die beiden Etagen von Karl Friedrich Schinkels klassizistischem Bau mit den imposanten Reiterstandbildern „Amazone zu Pferd“ (von Alfred Kiß) und „Löwenkämpfer“ (von Albert Wolff) – seit 1999 Teil des UNESCO-Weltkulturerbes – würden es tatsächlich unangefochten auf Platz eins schaffen.
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