Die Entdeckung der altsteinzeitlichen Höhlenkunst in Europa
Dass wir heute von den europäischen Höhlenkünsten des Jungpaläolithikums (etwa 45.000 – 11.000 v. d. Z.) wissen, ist im Grunde einem Hund und einem Kind zu verdanken: Es war das Jahr 1868. Modesto Cubillas Pérez, ein Jäger aus dem spanischen Kantabrien, streifte wie üblich mit seinem Hund durch die Ländereien, doch blieb der wilde Vierbeiner diesmal zwischen Felssteinen hängen und sein Herrchen musste ihm zu Hilfe eilen. Pérez fiel bei seiner kleinen Rettungsaktion auf, dass sich hinter den Steinbrocken noch eine Höhle zu verbergen schien. Von seiner Beobachtung berichtete er einige Jahre später dem Besitzer dieses Landstreifens und Privatarchäologen Marcelino Sanz de Sautuola. Sautuola ließ den von Felsen versperrten Eingang öffnen, warf einen Blick in die Höhle und stufte sie aus archäologischer Perspektive als uninteressant ein. Nachdem er aber auf der Weltausstellung 1878 in Paris die Neuentdeckungen eiszeitlicher Funde bestaunte, ging er erneut in die Höhle und fand zu seiner Freude auch nach einer Bodengrabung tatsächlich Stein- und Knochenwerkzeuge, die er einer frühen Menschheitsperiode zuordnen konnte. Als Sautuola ein weiteres Mal, diesmal gemeinsam mit seiner fünfjährigen Tochter, die Höhle betrat, übertraf das, was sich offenbarte, alle Erwartungen: Die kleine Maria schaute zur Decke – nicht auf den Boden des Archäologen – und erblickte dort die kunstvolle Ausgestaltung mit zahlreichen Tierabbildungen, die etwa 15.000 Jahre alt sind. Die Rede ist von der Altamira-Höhle (vgl. Vollkommer 2000, 38f.).
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