Die Serie Carnival Row auf Amazon Prime zeigt eine Realität, in der sich die Bewohner von Märchen und Folklore mit der menschlichen Welt überschneiden, aber nicht in der Art und Weise, wie wir es aus Volksmärchen gewohnt sind. Die Serie schafft eine Realität, in der die Wesen der Märchen mit der industriellen Revolution kollidieren und hieraus als Verlierer hervorgehen. In Tir na nÓg wurde ein Krieg gekämpft und verloren. Die Magie wurde von der Technologie überwältigt oder durch Wissenschaft verzerrt, und die Zauberwesen unserer Volkserzählungen waren gezwungen, aus ihrer Heimat zu fliehen und als Flüchtlinge in den menschlichen Ländern ihrer Verbündeten zu leben. Alle möglichen Feenwesen, Kobolde, Satyrn, Werwölfe, Hexen, um nur einige zu nennen, sind nun dem Leben der armen Arbeiterklasse einer Stadt ausgesetzt, die dem London des späten 19. und frühen 20. Jahrhunderts unheimlich ähnelt ist. Sie leben in einem unruhigen Frieden mit den Menschen, die ihre Stadt nur ungern teilen. Die feenhaften Flüchtlinge, die von den Menschen oft als „Kritiker“ bezeichnet werden, leben in den Slums der Stadt, wo sie sich als Straßenverkäufer, Prostituierte oder Dienstboten durchschlagen. Sie werden mit Verachtung, Misstrauen und Angst betrachtet. In der Zwischenzeit ist ihr Heimatland Tir na nÓg durch den Pakt schrecklichen Grausamkeiten ausgesetzt.
„Carnival Row, Tir na nÓg und das keltische ‚Jenseits‘: Eine Reise durch den Mythos und das Land der Feen“ weiterlesenHalloween 2.0: Von Geistern und Kürbissen
Oktober. Herbst. In Parks und Wäldern verfärben sich die Blätter der Bäume. Es ist die Zeit der Ernte. Des Drachensteigens. Der Spinnennetze. Des Schmuddelwetters. Der Umstellung der Uhren auf die Winterzeit. Wir sehen und spüren, dass die Tage kürzer werden. Wir ahnen, dass das Jahr zu Ende geht und wir (vielleicht auch darüber hinaus) anfangen, Bilanz zu ziehen: „Eine trübe, kaltfeuchte Wagenspur:/ Das ist die herbstliche Natur./ Sie hat geleuchtet, geduftet, und trug/Ihre Früchte. – Nun, ausgeglichen,/Hat sie vom Kämpfen und Wachsen genug. –/ Scheint’s nicht, als wäre alles Betrug/
Gewesen, was ihr entwichen?!“ (Joachim Ringelnatz, Herbst)
Der Herbst ist auch die Zeit der Feste und Gedenktage. Erntedank (in den USA und Kanada bekannt als Thanksgiving). Oktoberfest. Reformationstag. Allerheiligen. Buß- und Bettag. Martinstag. Totensonntag. Der Herbst ist Ausgleich (mit der Natur) und Besinnung (auf uns selbst und auf unsere Umwelt). Ein besonderes Fest, das in Deutschland seit einigen Jahren vor allem kommerziell beworben wird, sich trotz vieler regionaler Parallelen bislang aber nur schleppend verwurzelt hat, ist Halloween.
„Halloween 2.0: Von Geistern und Kürbissen“ weiterlesen„Anderswelten“ … ein Streifzug durch die Mythologie der Kelten
Die Welt. Eine Welt. Unsere Welt. Was bedeutet dieses Wort „Welt“? Ist es der Kosmos (das Weltall)? Oder der Planet, auf dem wir leben? Und wenn wir von „dieser Welt“ sprechen, meinen wir damit gemeinhin einen Zeitabschnitt, der zum einen unsere eigene Lebenspanne umfasst, zum anderen die unmittelbare Gegenwart im Blick hat? Eine bekannte Zeitung trägt den Namen „Die Welt“. Religionen und Mythen kennen die Welt Gottes bzw. die Welt der Götter. So galt etwa für die antiken Griechen die Welt als das Prinzip der Ordnung und der Harmonie. Alles außerhalb davon war Chaos. Moderne Wissenschaftler wiederum untersuchen die Welt der Natur und die Welt des Kosmos. Es gibt die Körperwelt. Seelenwelt. Technikwelt. Scheinwelt. Traumwelt. Die Dritte Welt. Die globalisierte Welt. Literatur kann eine historische, phantastische oder fiktive Welt beschreiben. Der englische Autor Terry Pratchett etwa gilt als der Erfinder der Scheibenwelt. Aber auch das Ich und sein Umfeld wie Familie, Freundeskreis, Partner, Arbeit, eine Gruppe, ein Kulturkreis, eine Gesellschaft können eine Welt bilden. Welt wirkt also im Kleinen wie im Großen. Sie beansprucht Totalität. In der Welt subsumieren sich andere Welten (der Plural von „Welt“ ist erst seit dem 16. Jahrhundert im Sprachgebrauch üblich), die parallel, gleichzeitig oder miteinander verbunden existieren, die sich durchdringen und aufheben, die neu geboren werden oder zugrunde gehen.
Eine für uns geografisch naheliegende und doch gefühlt ferne Welt hat die Keltologin Prof. Dr. Sabine Asmus den Interessierten im Haus des Buches Leipzig vorgestellt. „Keltische Anderswelten und das Leben nach dem Tod“ lautet der Vortrag, zu dem der Arbeitskreis für Vergleichende Mythologie im September 2018 unter dem Jahresthema „Welt der Mythen – Mythen der Welt“ eingeladen hat.
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