Alles sei voll von Göttern, soll der griechische Philosoph Thales von Milet (6. Jahrhundert v. Chr.) gesagt haben. Er blieb damit, auch wenn er dieser Behauptung eine abstraktere, nicht-wörtliche Bedeutung gegeben haben mag, der Weltsicht seiner Zeitgenossen verbunden. In der Tat fassen polytheistische Weltbilder – und die alten Griechen waren ja Polytheisten – ihre Götter nicht als transzendente Wesenheiten auf, die der Welt gegenüberstehen, sondern als Teil der Welt. Und in diesem Sinne hatte das, was wir Natur nennen, teil am Göttlichen, und Götter wirkten auch hinein in die Lebensvollzüge der Menschen. Sie wachten über die einzelnen Lebensbereiche, wenngleich sie häufig zu komplexe Gestalten waren, als dass man sie restlos mit einer Funktion hätte identifizieren können. Für das, was man im weitesten Sinne Liebe nennen kann, waren zwei Gottheiten zuständig: Eros (Liebesbegehren) und Aphrodite. Sie haben die Antike überlebt und sind nicht zuletzt durch die Kunst des Abendlandes bis heute populär: die schöne junge Frau und ihr knabenhafter Begleiter, der meist mit Pfeil und Bogen und oft auch geflügelt dargestellt wird. Freilich sind sie auf ihrem langen Weg auch zu puren Versinnbildlichungen, zu Allegorien geworden. Für die antike Welt aber waren sie mehr.
Eros, den wir in der Regel als Knaben kennen, ist eigentlich der Ältere von beiden. Laut der Theogonie des Hesiod, entstanden vermutlich im 7. Jahrhundert v. Chr. und neben Homers Ilias einer der ältesten griechischen Texte, ist zuerst Chaos (die gähnende Leere des Raumes), danach entstehen Gaia (die Erde) und Eros, „der schönste der unsterblichen Götter, der gliederlösende, der allen Göttern und Menschen den Sinn in der Brust überwältigt und ihr besonnenes Denken“ (116-122). Der Macht des Eros kann sich niemand entziehen. Aphrodite kommt später. Gaia hat bereits Uranos, den Himmel, geboren. Dieser, der zugleich ihr Gatte ist, hat mit ihr das zweite Göttergeschlecht gezeugt, die Titanen (was der Hesiodübersetzer Schönberger mit “Racker“ wiedergibt), und Kronos, der Jüngste dieser „Racker“, hat ihn entmannt mit einer scharfgezahnten Sichel, als er Gaia wieder einmal beschlafen wollte (Kronos wird später wiederum von seinem Sohn Zeus entmachtet werden). Gaia hat die Sichel zu diesem Zwecke erschaffen, denn Uranos hat sie und seine Kinder arg bedrängt. Das abgeschnittene Geschlechtsteil seines Erzeugers wirft er hinter sich ins Meer. Und nun geschieht Folgendes. Aus dem Fleisch des lange im Meer treibenden Gliedes entsteht weißer Schaum, „darin aber wuchs ein Mädchen. Zuerst trieb es zum hochheiligen Kythera hin, von dort dann kam es zum meerumflossenen Kypros. Heraus aber stieg die hehre, herrliche Göttin, und ringsum sproßte frisches Grün unter ihren schlanken Füßen. Götter und Menschen nennen sie Aphrodite (und schaumgeborene Göttin und schönbekränzte Kythereia), weil sie dem Schaum entwuchs, Kythereia aber, weil sie nach Kythera gelangte, und Kyprosgeborene, weil sie am vielumwogten Kpros herausstieg, und geschlechtsliebend, weil sie aus dem Geschlecht ans Licht trat. Eros gab ihr das Geleit, und der schöne Himeros folgte ihr als sie, soeben geboren, zur Schar der Götter emporstieg. Von Anbeginn aber besitzt sie solche Ehre und gewann diesen Bereich unter Menschen und Göttern: trautes Mädchengeplauder und Lächeln und Trug, süße Lust, Umarmung und Kosen“ (Theogonie, 188 – 206). Homer freilich scheint eine andere Genealogie zu kennen: In der Ilias und der Odyssee ist Aphrodite nicht die jüngste Uranos-“Tochter“ und mithin sozusagen Zeus‘ Tante, sondern seine Tochter, die er mit Dione hat (sprachlich die weibliche Form von „Zeus“ und als seine Gefährtin nur in Dodona verehrt, einer sehr alten Orakelstätte des Zeus; anderweitig gilt sie als Nymphe).
Beide Gottheiten, Aphrodite und Eros, sind für das Phänomen Liebe im weitesten Sinne zuständig, von der puren Sexualität und Fruchtbarkeit bis zur vergeistigten Beziehung. Der Unterschied: Eros ist eine Personifikation, Aphrodite ist eine “Persönlichkeit“, um die zahlreiche Geschichten – Mythen – gewoben sind. Eros ist diejenige Potenz, die „Chaos und Gaia zur Entfaltung ihres Seins in Nachkommen anregt“ (so der Hesiod-Übersetzer Otto Schönberger) und so dafür sorgt, dass die Welt im eigentlichen Sinne entsteht. Das hat freilich nicht verhindert, dass er bald vorwiegend nur als Begleiter Aphrodites aufgefasst wurde. In der sogenannten orphischen Literatur – Schriften, die angeblich auf den legendären thrakischen Sänger und Propheten Orpheus zurückgehen – erscheint er unter verschiedenen Namen wie etwa Protogonos (Erstgeborener, Ursprünglicher), Phanes (Leuchtender), Metis (guter Rat, Einfallsreichtum, Klugheit) Euboulos (der guten Rat zu geben weiß) oder Antauges (der das Licht Widerspiegelnde), auch mit Dionysos wird er identifiziert. Er wird wahrhaft phantastisch geschildert: So kann er aus einem Ei geboren werden, mit goldenen Flügeln, mit vier Köpfen (Widder, Stier, Löwe, Schlange usw.), er ist der erste Herrscher des Universums und Erzeuger der Götter und Menschen. Aber die Orphiker standen nicht für den Mainstream des griechischen Denkens – sie waren wohl eher eine faszinierende, wenngleich einflussreiche Randerscheinung.
Geläufiger als die orphische Urgottheit war jener Eros, der auf die menschliche Liebe – sowohl die heterosexuelle als auch die homosexuelle – eingeschränkt war. Dargestellt wurde er als Jugendlicher und vom Hellenismus an als unschuldig-grausames Kind mit Pfeil und Bogen, häufig auch mit Flügeln bedacht, das seine Pfeile versendet und damit Lust, Seligkeit, aber auch Unglück spenden kann. Als der Aphrodite subordinierter Begleiter, nicht selten auch zu einem Plural vervielfacht, hat er seinen Weg in Dichtung und bildender Kunst durch die Jahrhunderte genommen – vorzugsweise in seiner lateinischen Version als Amor bzw. Cupido, bis hin zum allzu Niedlichen und Neckischen. Dabei war er wohl ein alter Gott. In Thespiai wurde er als Fruchtbarkeitsgott verehrt, sein Kultbild war ein unbearbeiteter Stein, was auf hohes Alter des Kultes hindeutet. Allerdings hatte er wenig öffentliche Kulte, private Kulte waren häufiger. Er war, etwa in Athen, Kultgenosse der Aphrodite; allein und im Verein mit Herakles wurde er eher von der Sport treibenden männlichen Jugend verehrt. In Griechenland gab es eine institutionalisierte Homoerotik zwischen reifen Männern und Heranwachsenden, die gewissermaßen der Einführung des Jungen in die Erwachsenenwelt diente und anständigerweise endete und oft in lebenslange Freundschaft überging, wenn dem Jungen der Bart sprosste. Es war dieser Bezirk der Liebe, über den Eros ganz besonders wachte. Vor allem Platon hat ihn in dieser Eigenschaft gefeiert. In seinem „Gastmahl“ (Symposion) entwickelt er das Konzept einer Liebe des älteren, erfahreneren Manne zum Heranwachsenden, in dem nicht die sinnliche Attraktion im Vordergrund steht, sondern die Liebe zum Schönen, insofern dieses der Abglanz der Idee des Guten ist. Der Ältere verhilft dem Jüngeren dazu, das Beste in sich zu entwickeln. Wie so oft bei Platon ist es Sokrates, der die entscheidenden Dinge sagt. Für einige Teilnehmer des „Gastmahls“ übrigens ist Eros auch (wieder) der älteste Gott. Sie halten Reden auf ihn, denn, wie einer der ihren mit bedauerndem Unterton feststellt, auf diesen uralten und gewaltigen Gott hat kein einziger aus der großen Schar der Dichter je ein Loblied gedichtet (177 a – b).
Die – mythologisch – jüngere Göttin Aphrodite freilich hat dem ältesten und (nach Hesiod) schönsten Gott gewissermaßen den Rang abgelaufen, dank ihrer Komplexität. Hinter ihr stehen die großen Göttinnen nahöstlicher Religionen wie die sumerische Innana, die babylonische Ischtar oder die Astarte der Phönizier. Diese Gottheiten sind Liebes- und Fruchtbarkeits-, aber auch Kriegsgöttinnen, und sie werden als Himmelsköniginnen apostrophiert. Aphrodites Beiname Ourania erinnert daran, wie auch ihre Identifikation mit dem Abend- und Morgenstern, der bei uns den Namen des lateinischen Pendants der Aphrodite trägt: Venus. Dass sie aus dem Osten kam durch phönizische Vermittlung, davon waren die griechischen Gelehrten überzeugt. Die heutigen Religionswissenschaftler teilen diese Ansicht überwiegend, wenngleich die Herleitung im Einzelnen schwierig ist. Ägäische und minoische Einflüsse werden vermutet, auch Indogermanisches ist ins Spiel gebracht worden, etwa die Schaumgeburt und das Auftauchen aus dem Meer, das auf den Sonnenaufgang und mithin die indogermanische Göttin der Morgenröte, Usas, verweist. Die Etymologie des Namens „Aphrodite“ gilt einstweilen als rätselhaft, die Zurückführung auf Aphrós (Schaum), die in der Antike gängig war, wird von den Sprachwissenschaftlern verworfen. Auf Zypern und der Insel Kythera vor der Südostspitze der Peloponnes befanden sich ihre wohl ältesten Heiligtümer. Auf den Nahen Osten verweist ihre Verbindung mit Adonis, der als Gott oder Verkörperung der Vegetation u. a. Ähnlichkeiten mit dem sumerischen Dumuzi hat: Er stirbt jedes Jahr aufs neue und muss eine gewisse Zeit in der Unterwelt verbringen.
Aphrodite konnte zwiegeschlechtliche Züge tragen, wie viele ihrer nahöstlichen Verwandten – etwa einen Bart – , in Sparta und an einigen anderen Orten war sie bewaffnet und wurde um Sieg angerufen; sie konnte auch mit dem Meer verbunden sein. Tauben waren ihre Tiere – wie bei Ischtar und Astarte –, Schwalbe, Sperling, Delphin und Schwan, um die wichtigsten zu nennen. Dargebracht wurden ihr vor allem Weihrauch, Tauben und Böcke. Ihre hauptsächliche Domäne war Sexualität, Fruchtbarkeit der Pflanzen und Tiere, vor allem aber der Menschen. Ihr opferten junge Frauen vor der Hochzeit Weihrauch, und zugleich war sie Schutzpartronin der Hetären, der Prostituierten. Dass es zu ihren Ehren auch sakraleProstitution gab, etwa in Korinth, wo sie ein bedeutendes Heiligtum hatte, ist eben so behauptet wie bestritten worden. Auf jeden Fall wurde sie von Prostituierten sehr verehrt, und ihre Macht – darüber belehren uns die Mythen – nahm nicht unbedingt Rücksicht auf Moral und Sitte. Sie war eine Grenzen mißachtende und sprengende Macht. Weil sie in allen Göttern und nahezu allen Göttinnen (außer Athene, Artemis und Hestia) das Verlangen nach sterblichen Frauen und Männern erweckt hat, senkt ihr Zeus zur Strafe selbst unmäßiges Verlangen nach einem Sterblichen ins Herz: nach Anchises, einem jungen und schönen Trojaner.
Diese Geschichte erzählt der große Aphrodite-Hymnus, der traditioneller Weise Homer zugeschrieben wird und der vermutlich tatsächlich im späten 7. Jahrhundert v. Chr., also in zeitlicher Nähe zu den homerischen Epen entstand. Die Göttin verführt den jungen Mann, indem sie sich als (sterbliche) Prinzessin ausgibt, und empfängt von ihm einen Sohn, Aineas, der später den Trojanischen Krieg überleben und Ahnherr eines in der Troas herrschenden Geschlechtes werden soll. Nach vollzogenem Akt – den sie durchaus als eine ihr von Zeus aufgezwungene Demütigung empfindet – , gibt sie sich als Göttin zu erkennen und warnt Anchises eindringlich davor, damit zu prahlen, mit ihr geschlafen zu haben.
Liebesverhältnisse zu Göttinnen gehen für Sterbliche meist nicht gut aus. Das gilt auch für das sicher berühmteste Verhältnis unter Sterblichen, das Aphrodite stiftet, das Verhältnis von Helena und Paris. Paris, der auch Alexandros heißt, ist ein Sohn des trojanischen Königs Priamos. Er hat Aphrodite bei einem letztlich von Zeus eingefädelten Schönheitswettbewerb den Preis vor Hera und Athene zuerkannt. Alle drei Göttinnen haben zuvor versucht, ihn zu bestechen: Hera verspricht ihm Herrschaft, Athene Sieg in Kriegen, und Aphrodite verspricht ihm die schönste Frau der Welt. Und sie verhilft ihm auch dazu. Bei einem Besuch in Sparta verführt er mit ihrer Assistenz die schöne Helena, Zeustochter und Gattin des Königs Menelaos, und brennt mit ihr nach Troja durch, wobei das ehebrecherische Paar den gehörnten Gatten auch noch um einen Teil seiner Schätze erleichtert. Das sexuelle Verlangen, das Aphrodite ganz primär regiert (das Verb „aphrodisiázein“ bedeutete schlicht „Sex haben“), nimmt auch Unheil in Kauf, oder anders: Es denkt nicht darüber nach, was es anrichtet. Um Helena entbrennt der Trojanische Krieg, in dem viele Trojaner und Griechen ihr Leben verlieren – auch Paris. Und am Ende liegt die Stadt in Trümmern.
Als Mutter ist Aphrodite fürsorglicher: Im 5. Buch der Ilias wird geschildert, wie sie ihren Sohn Aineas vor dem sicheren Tode im Kampf bewahrt. Dabei erleidet sie sogar eine Verletzung durch Diomedes, einen der wichtigsten Kämpfer auf griechischer Seite, der dazu freilich von Athene angestachelt und ausdrücklich ermächtigt wird (normalerweise sollten Sterbliche den Göttern im Kampf aus dem Wege gehen). Im Gegensatz zu Athene ist Aphodite unkriegerisch. Zurück auf dem Olymp, muss sie sich von Vater Zeus sagen lassen: „Dir sind nicht gegeben, mein Kind, die Werke des Krieges. / Wende dich lieber zu den lieblichen Werken der Hochzeit!“ (Ilias 5, 428-430). Die Beziehung zum Kriegerischen – im Kult ohnehin gegeben – drückt sich mythologisch in ihrem Verhältnis zum Kriegsgott Ares aus. Im 8. Buch der Odyssee wird die pikante Szene erzählt, in welcher der Feuer- und Schmiedegott Hephaistos, mit dem sie eigentlich verheiratet ist, sie und ihren Liebhaber in flagranti in einem eigens dafür konstruierten Netz einfängt und alle Götter als seine Zeugen herbeiruft – und wie die Götter angesichts der beiden in das berühmte homerische Gelächter ausbrechen. Mit Ares erzeugt sie eine Tochter, Harmonia, die später Kadmos, den mythischen Gründer Thebens, heiratet. (Nachkommen, die sie mit anderen Göttern hat – den zwiegeschlechtlichen Hermaphroditus mit Hermes und den Fruchtbarkeitsgott Priapos mit Dionysos) seien hier nur am Rande erwähnt.
In Rom, das seine eigene Götterwelt weitestgehend mit der griechischen identifizierte, erlangte Aphrodite, die hier etwa seit dem 4. Jahrhundert v. Chr. mit der römischen Göttin Venus gleichgesetzt wurde, geradezu politische Bedeutung: Das Partriziergeschlecht der Iulier, dem Caesar und sein Großneffe Octavian, der spätere Kaiser Augustus entstammten, führte sich letztlich auf sie zurück, genauer, auf ihren Sohn Aineas, der einer Überlieferung zufolge nach der Zerstörung Trojas nach Italien ausgewandert war und Rom gegründet hatte. Sozusagen eine mythisch-literarische Spätfolge des Trojanischen Krieges, in dessen Vorgeschichte Aphrodite ja eine so wichtige Rolle gespielt hatte. Ob man in Rom die vermeintliche Herkunft der Iulier wirklich wörtlch genommen hat, ist schwer zu sagen, aber die Aenaeis, die der römische Dichter Vergil (70 – 19 v. Chr.) schuf und die das Schicksal des Sohnes der Aphrodite-Venus behandelt, ist zum römischen Nationalepos und für mehr als ein Jahrtausend zu einem Vorbild europäischer Epik geworden.
Zum Facettenreichtum der Aphrodite gehört, dass sie an verschiedenen Orten auch als Aphrodite Pándemos (für das ganze Volk) verehrt wurde, beispielsweise in Athen. Sie sollte in dieser Eigenschaft das Zusammengehörigkeitsgefühl, die emotionale Verbundenheit unter den Bürgern gewährleisten, ohne das nun einmal kein Gemeinwesen Bestand hat. In einer bemerkenswerten Entwicklung wurde in Athen – bei Platon– aus Aphrodite Pándemos die Göttin der Allerweltsliebe, der banalen und im zweifelsfalle wahllosen Sexualität. Sie wurde zum Gegenstück der Aphrodite Ourania, der Himmlischen. Die „Allerweltsgöttin (die gemeine)“ sei die Tochter des Zeus und der Dione, während die Himmlische die mutterlose Tochter des Uranos sei, sagt Pausanias, einer der Redner beim Platon’schen „Gastmahl“. Ebenso gebe es auch einen gemeinen und einen himmlischen Eros (180 d-e). Und damit wären wir gewissermaßen wieder am Ausgangspunkt, denn Eros ist ja der Gott, auf den beim „Gastmahl“ Lobreden gehalten werden. Ein Gott? Sokrates, den einst die Priesterin Diotima über das wahre Wesen der Liebe belehrt hat, nennt ihn einen Daimon, ein Mittelwesen zwischen Mensch und Gott, einen Sohn der Armut und des Reichtums, der nach dem strebt, was er nicht hat, aber gerne erwerben möchte: Schönheit, Weisheit, das Gute (201 d -204 b). Letztlich geht es um den Zugang zur Welt der Ideen, um das Schauen des ewig Schönen und Unvergänglichen, was wahre Glückseligkeit und Unsterblichkeit bedeutet (201 d – 212 b).
Die platonische Auffassung vom Eros hat die institutionalisierte Homosexualität der Griechen und die Antike überlebt. Sie hat durch die Zeiten hindurch eine bedeutende Wirkungsgeschickte entfaltet, sowohl in Zustimmung als auch in schroffer Ablehnung. In der Gegenwart scheint sie nicht besonders hoch im Kurs zu stehen. Aber was wäre das Leben ohne einen Schuss Platonismus. Auch das gehört zu den Wirkungen des Eros.
Ein Beitrag von Christoph Sorger
Literaturhinweise:
Athanassakis, Apostolos N. / Wolkow, Benjamin M. (Übs. und Hrsg.): The Orphic Hymns. Baltimore 2013.
Burkert, Walter: Griechische Religion der archaischen und klassischen Epoche. Stuttgart 2011.
Hesiod, Theogonie. Übersetzt und herausgegeben von Otto Schönberger. Stuttgart 1999.
Homer: Ilias. Aus dem Griechischen übersetzt und kommentiert von Roland Hampe. Stuttgart 1979.
Homer: Odyssee. Aus dem Griechischen übersetzt und kommentiert von Roland Hampe. Stuttgart 1979.
Platon: Das Gastmahl. Übersetzt und erläutert von Otto Apelt, in zweiter Auflage neu bearbeitet von Annemrioe Capelle. Hamburg 1960.
Scheffer, Thassilo von (Übs. und Hrsg.): Die homerischen Götterhymnen. Leipzig 1974.
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