Der MYTHO-Blog gratuliert … zum 100. Geburtstag von Marija Gimbutas

Marija Gimbutas (1921 – 1994) war eine bedeutende Archäologin, Prähistorikerin und Anthropologin. Nach ihrem Studium in Kaunas, Vilnius und Tübingen promovierte sie über „Die Bestattung in Litauen in der vorgeschichtlichen Zeit“. Ihr wissenschaftlicher Hintergrund war interdisziplinär und umschloss zahlreiche Fachgebiete, u. a. Linguistik, Ethnologie und Religionsgeschichte. 1950 wurde sie aufgrund ihrer umfangreichen Kenntnisse europäischer Sprachen an die Harvard-University berufen und wirkte dort 13 Jahre als Dozentin für Archäologie. 1963 wurde sie Professorin für Archäologie an der University of California, Los Angeles, und lehrte dort bis zu ihrem Ruhestand 1989.

Gimbutas stellte 1956 ihre Kurgan-Hypothese bei einer internationalen Konferenz in Philadelphia vor. Damit war sie die erste Wissenschaftlerin, die linguistisches und archäologisches Wissen über den Ursprung der proto-indoeuropäisch sprechenden Völker verknüpfte. Mit dieser Leistung beeinflusste sie die indoeuropäische Forschung erheblich. Die Kurgan-Hypothese (auch Kurgan-Theorie oder Kurgan-Modell genannt) ist die populärste Idee, die proto-indoeuropäischen Gebiete zu lokalisieren, von denen aus sich die indoeuropäischen Sprachen in ganz Europa und Teilen Asiens verbreiteten. Sie geht davon aus, dass die Angehörigen einer Kurgan-Kultur in der pontischen Steppe nördlich des Schwarzen Meeres die wahrscheinlichsten Sprecher der proto-indoeuropäischen Sprache waren. Der Begriff fußt auf dem russischen Wort Kurgan (курган), wasTumulus oder Grabhügel bedeutet.

Gimbutas leitete insgesamt fünf große Ausgrabungsprojekte im ehemaligen Jugoslawien sowie in Mazedonien, Griechenland und Italien. Diese Arbeit hat das allgemeine Verständnis für die Jungsteinzeit und die kulturelle Entwicklung vor der indoeuropäischen Einwanderung, bestimmte europäische Gebiete betreffend, erheblich gefördert. Die Wissenschaftlerin war es auch, die den Begriff „Altes Europa“ einführte; zudem prägte sie den Begriff „Kurgankultur“, unter dem sie mehrere Kulturen der beginnenden Bronzezeit im südrussischen Steppenraum zusammenfasste.

Gimbutas wurde in den USA mit vielen Preisen geehrt, u.a. mit The Outstanding New American Award, (1960), der Humanities Endowment Award (1967), der Los Angeles Woman of the Year Award (1968), Fulbright und American Academy of Sciences fellowships, sowie Auszeichnungen des Smithsonian Instituts, der National Science Foundation und weiterer namhafter Institutionen, die ihre Arbeit unterstützten. Im Juni 1993 bekam sie den Ehrendoktor der „Vytautas-Magna-Universität“ in Kaunas, Litauen, verliehen.

Sie veröffentlichte 20 Bücher und über 300 wissenschaftliche Artikel. Zu ihren wichtigsten Werken zählen u.a. The Prehistory of Eastern Europe. I. Teil: Mesolithic, Neolithic and Copper Age Cultures in Russia and the Baltic Area (1956, Ersterscheinung ihrer Kurgan-Hypothese), Die Balten: Geschichte eines Volkes im Ostseeraum (1983),  Göttinnen und Götter des Alten Europa. Mythen und Kultbilder 6500 bis 3500 v. Chr. (2010), Die Sprache der Göttin. Das verschüttete Symbolsystem der westlichen Zivilisation (1995), Die Zivilisation der Göttin. Die Welt des Alten Europa (1996) sowie Die Ethnogenese der europäischen Indogermanen (1992).

Ein Beitrag von Isabel Bendt

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