Reise nach Chartres

Wohin reisen wir? Nach Berlin oder New York oder Sydney vielleicht? Zum Nordpol oder in den Regenwald Amazoniens? Zu den Quellen des Nils, in die Einöde der Wüste Gobi oder nach Feuerland? Vielleicht reisen wir auch „nur“ durch das eigene Leben und träumen währenddessen davon, wie es wäre, durch die Zeit vor unserer Geburt und nach unserem Tod zu wandern, Welten zu entdecken, die wir nur aus Geschichtsbüchern kennen oder solche, die noch gar nicht erfunden worden sind. Mit dem Reisen ist es so eine Sache. Es gibt uns die Gelegenheit, nicht nur andere Orte und andere Menschen, sondern auch uns selbst zu entdecken. Reisen ist dabei immer auch ein Ausbrechen aus den Konventionen des Alltags. Reisen besitzen sowohl einen Anfang als auch (in der Regel) ein Ziel, stellen also eine Verbindung her zwischen uns und dem von uns noch nicht in den Blick Genommenen. Reisen können spontanes Vergnügen sein. Geplanter Zeitvertreib, auch bekannt als Urlaub. Oder eine Notwendigkeit, man denke da beispielsweise an die Pendler, Geschäfts- oder Dienstreisenden. Reisen, das kann Rausch sein, Unbekanntes, Neugier, Hast, Pflicht, eine Möglichkeit, die wir uns auferlegen oder der wir folgen.

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Am Himmel hoch

Während wir hier unten auf der Erde dem ganz alltäglichen Wahnsinn nachgehen und dabei eher selten den Blick nach oben richten, ist am Himmel aktuell im wahrsten Sinne des Wortes die Hölle los. Zumindest wenn man der Presse glaubt, bei der dieser Tag vom „Teufelskometen“ die Rede ist. Dabei handelt es sich um einen sogenannten periodischen Himmelskörper, welcher sich der Erde alle 71 Jahre annähert und somit beobachtet werden kann. Sein eigentlicher (und wenig reißerischer) Name lautet 12/Pons-Brooks, und mit dem mythischen Höllenfürsten hat er eher die Assoziation gemeinsam, dass zwei helle Spitzen aus der grün leuchtenden Hülle des Kometen hervorlugten; wohl Ursache von Gasausbrüchen auf der Oberfläche.

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Austrō, Ēostra, Ostern?


Auch in diesem Jahr ist es wieder soweit: Der erste Sonntag nach dem Frühlingsvollmond steht in den Startlöchern. Und mit ihm Ostern, das höchste und wichtigste Fest der Christen, bei dem die Kreuzigung von Jesus betrauert und seine Auferstehung gefeiert wird. Mit Ostern endet auch die 40-tägige Fastenzeit, und wer der kirchlichen Osterliturgie eher weniger zugeneigt ist, für den gibt es Ostereier, Osterbrot, Osterlamm, Osterreiten, Osterkerzen oder den Osterhasen (in einigen Gegenden auch den Osterfuchs). In Norwegen dienten die bekannten Osterfeuer im Übrigen auch dazu, Trolle zu verjagen, und man durfte auch endlich die Kleidung wechseln (während der Fastenzeit war das nämlich verboten). Zudem entschied der Ostersonntag über das Wetter. Wenn es regnete, bedeutete dies auch für den Sommer nichts Gutes. Murmeltiertag auf Norwegisch. Nur eben an Ostern.

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Der MYTHO-Blog liest wieder 4.0

Die Crawford Chroniken Band I . Die Krähen von Greengate

Ich bewundere intelligente und phantasievolle Unterhaltung. Sie zu finden wird nur immer schwieriger. Zumindest für mich. Dabei bin ich bei weitem kein Kostverächter, wenn es um phantastische Unterhaltungsliteratur geht. Meine Regale sind voll davon, und mit jedem einzelnen Buch habe ich wunderbare Stunden verbracht. Doch ich will mittlerweile mehr als die typische Drachenjagd. Betritt man die Abteilung Fantasy in einer der großen Buchketten, wird man erschlagen von einer Fülle an gleichförmigen Geschichten, die sich nur geringfügig in Story und Charakterdesign voneinander unterscheiden.

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Der MYTHO-Blog liest wieder 2.0

Follow me, Reader! Who told you that there is no true, faithful, eternal love in this world! May the liar’s vile tongue be cut out! Follow me, my reader, and me alone, and I will show you such a love!

Der Meister und Margarita – Kultklassiker mit Wendungen

Der Meister und Margarita von Michail Bulgakow ist, wie schon vor zwei Generationen, ein hochaktuelles Meister(und Margarita)-werk. Das bestätigt das starke Andrängen russischer Kinobesucher in russische Kinosäle, um die seit Anfang des Jahres laufende Verfilmung des Buches zu sehen. Die Gesellschaft nimmt die vertraute Linderungen für alte Krankheiten dankbar auf. Denn in großen Teilen, und das muss zuallererst gesagt werden, ist Der Meister und Margarita ein Aufruf gegen den Totalitarismus. Handlungszentrum ist Moskau der 30er Jahre des 20. Jahrhunderts, also mitten in den Beklemmungen des stalinistischen Terrors – Ausflüge in andere Dimensionen und in das antike Yershalaim kommen dazu. 

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Der MYTHO-Blog liest wieder 1.0

Liebe Leserinnen und Leser des MYTHO-Blogs,

es ist wieder soweit, die Leipziger Buchmesse lockt mit allerlei neuem Lesestoff und literarischen Begegnungen. Zeit, auch beim Arbeitskreis ein wenig in den Regalen zu stöbern und ein paar Buchempfehlungen zu sammeln. Denn Lesen ist eine der schönsten Nebensachen der Welt.

Wir wünschen eine wunderbare Buchmesse 2024!

Das Team vom MYTHO-Blog

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Zum Jahreswechsel

Liebe Leserinnen und Leser des MYTHO-Blogs,

wieder geht ein Jahr zu Ende. Ein Jahr, in dem wir uns in Veranstaltungen und Blogartikel mit den Mythen und den Büchern befasst haben. Beides wird uns auch ins nächste Jahr begleiten. Darüber hinaus haben wir uns im Jahr 2024 auch den Mythen der Macht und der Macht der Mythen verschrieben. Denn gerade die Mythologie mit ihren sinnstiftenden Narrativen, Ritualen, Vorstellungen von Göttinnen und Göttern, dem Entstehen und Vergehen der Welt war im Verlauf der Menschheitsgeschichte neben Kultur, Religion und Sprache immer auch mit der Macht verbunden. Welches Wissen wird geteilt? Welches Wissen bleibt im Verborgenen? Wer ist befugt mit Gott (den Göttern) zu kommunizieren und wie wirkt sich dies auf den Zusammenhalt von Gesellschaften, auf Besitzansprüche und Deutungshoheiten aus?

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In 80 Büchern um die Welt

„Wenn man beim Gehen viel denkt, spielt Entfernung keine Rolle mehr.“ (Elmar Schenkel)

Haben Sie schon einmal mit dem Gedanken gespielt, auf Weltreise zu gehen? Wenn ja, welche Länder, Städte oder Landschaften würden Sie wählen? Mit welchem Transportmittel würden Sie reisen? Flugzeug? Schiff? Auto? Zug? Oder gar zu Fuß? Wer sollte sie auf der Reise begleiten? Und wem würden sie gern begegnen wollen? Reisen ist nicht gleich Reisen und Reise nicht gleich Reise. Reisen bedeutet nicht nur metaphorisch einen Fuß vor den anderen zu setzen, sondern auch neugierig zu sein, zu sehen, zu erkennen, sich inspirieren zu lassen, zu reflektieren etc. Der Weg ist das Ziel. Und die Strecke bis zum Ankommen gleicht einer Suche nach dem Unbekannten um uns und in uns.

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Happy Halloween: Über den Kürbis

Es gibt ihn als Frucht, als Öl oder zubereitet als Gemüse, Suppe und Kuchen. Er ist häufig im Garten anzutreffen und am bekanntesten in der Farbe Orange. Er kann ein Gesicht tragen – mal grinsend, mal schaurig. Manchmal glüht er auch von innen heraus. Ganz klar, er ist DAS Markenzeichen von Halloween: der Kürbis (lat. curcubita).

Ursprünglich war der Kürbis vor allem in Mittel- und Südamerika beheimatet. Es gibt ihn noch heute in unzähligen Sorten.  In Bolivien fand man Kürbissamen, die auf über 10.000 Jahre zurückdatiert werden konnten. (vgl. Lombardo u. a. In: Nature 08. April 2020) Zusammen mit Mais und Bohnen zählt der Kürbis zu einer alten Anbautradition, die sich Milpa oder „Die drei Schwestern“ nennt und noch heute von den Maya betrieben wird. Neben dem Kürbis zählen hierzu der Mais und die Bohne. Alle drei werden gemeinsam angebaut und bilden auf diese Weise eine Symbiose: Der Kürbis verhindert aufgrund seiner großen Blätter die Austrocknung und Erosion des Bodens, der Mais dient den Bohnen als Rankhilfe und die Bohnen wiederum versorgen den Mais mit Stickstoff. Das System dient nicht nur dazu, die Artenvielfalt zu erhalten, sondern stand und steht für die Maya auch in direktem Bezug zur Kosmologie – so wurden nach dem Schöpfungsmythos Popol Vuh die Menschen von den Göttern aus Maisbrei erschaffen.

Wirft man einen Blick auf die weltweiten Pflanzenmärchen, fällt auf, dass Geschichten über Bohnen und Kürbisse auch in Afrika, Asien und Europa vorkommen – hier spielt die Verbreitung des Flaschenkürbis (lat. lagenaria siceraria) eine Rolle. Durch Untersuchungen der DNA von Kürbissamen gelangte man zu dem Schluss, dass dieser ursprünglich aus Afrika stammte und durch die Meeresströmungen u. a. nach Mittel- und Südamerika, aber auch nach Asien gelangte. Die Keimfähigkeit der Samen kann bis zu einem Jahr erhalten bleiben. Früheste Verbreitungsgebiete waren demnach Mexiko, Japan und Peru (vgl. Kristler u.a. 2014; Hirst 2019)

Auch in Ägypten und von dort aus im Mittelmeerraum war der Flaschenkürbis heimisch. Der griechische Arzt und Schriftsteller Diokles erwähnt ihn im 4. Jh. v. Chr. Im 1. nachchristlichen Jahrhundert erwähnt ihn der römische Gelehrte Plinius der Ältere als Behältnis von Flüssigkeiten. Getrocknet und ausgehöhlt diente er auch als Ritualgegenstand zum Bannen von Geistern. Zudem spielte er noch heute als Instrument (Rassel, afrikanische Jägerharfe) eine Rolle. Und bis weit ins Mittelalter hinein wurde der Flaschenkürbis sogar als Gemüse angebaut.

Kürbissamen kamen auch in der Heilkunde ein wichtiger Stellenwert zu, so u.a. bei Prostatabeschwerden. Darüber hinaus wird Kürbisöl gern und häufig bei der Zubereitung von Speisen verwendet.

Seit dem 16. Jahrhundert werden Riesenkürbisse auch in Europa angebaut. Auch bei der Geschichte von Jack o’Lantern, der klassische Halloweengeschichte, spielt er Kürbis eine Rolle (es gibt mit dem Jacko’Lantern-Kürbis mittlerweile sogar eine eigene Sorte).

Der Trunkenbold Jack soll vom Teufel geholt werden, kann diesen aber zweimal überlisten und der Teufel muss ihm zudem schwören, dass Jack nie in die Hölle kommt. Als Jack schließlich stirbt und an der Himmelspforte klopft, bekommt er da aber keinen Einlass und man schickt ihn zur Hölle. Da aber steht er ebenso vor verschlossener Tür. Da es aber im Zwischenbereich von Himmel und Hölle sehr kalt, dunkel und windig ist, bekommt der Teufel Mitleid und schenkt Jack eine Stück Kohle aus dem Höllenfeuer. Jack steckt die Kohle in einen ausgehöhlten Kürbis (in einer Version der Geschichte ist es eine Rübe), den er als Wegzehrung bei sich trägt und wandelt seitdem mit seiner Laternen als verdammte Seele am Vorabend von Halloween durch das Dunkel.

Mit einem Kürbis und einen Licht kann es also gelingen, die Geister und den Teufel fernzuhalten. Klingt gruselig? Doch es geht noch gruseliger. Denn in einem Pflanzenmärchen aus Westafrika ist von einem gefräßigen Kürbis die Rede. Es handelt von einem kleinen Mädchen namens Furaira, das unbedingt einen kleinen Kürbis haben will. Ihre Mutter Watapansa lehnt zunächst ab, aber auf Drängen des Vaters, und weil die Kleine so verzweifelt weint und sich so sehnlichst den Kürbis wünscht, geht diese und holt den Kürbis. Mit ungeahnten Folgen, wie man in der Geschichte nachhören kann.

Seien Sie also ein wenig misstrauisch, wenn Ihnen ein Kürbis entgegengrinst.

Allen Leserinnen und Lesern Happy Halloween!

Das Team vom MYTHO-Blog

Das Märchen „Der gefrässige Kürbis“ finden Sie zum Nachlesen in: Pflanzenmärchen aus aller Welt. Ausgewählt und illustriert von Djamila Jaenike. 2. Aufl. Mutabor Verlag: Trachselwald 2020.

Wir danken dem Mutabor Verlag für die freundliche Genehmigung.


Literaturhinweise:

K. Kris Hirst: Domestication History of the Bottle Gourd (03 April 2019)

L. Kistler, A. Montenegro, B. D. Smith, J. A. Gifford, R. E. Green, L. A. Newsom, B. Shapiro: Transoceanic drift and the domestication of African bottle gourds in the Americas. In: Proceedings of the National Academy of Sciences. 2014

Umberto Lombardo, José Iriarte, Lautaro Hilbert, Javier Ruiz-Pérez, José M. Capriles, Heinz Veit: Early Holocene crop cultivation and landscape modification in Amazonia. In: Nature. 2020.


© Arbeitskreis für Vergleichende Mythologie e. V.

Mythos Buch

Liebe Leserinnen und Leser des MYTHO-Blog,

das Buch ist tot, es lebe das Buch! Oder wie der schottische Historiker Thomas Carlyle (1795-1881) es ausgedrückt hat: „In den Büchern liegt die Seele aller gewesenen Zeit.“ Bücher ermöglichen uns nicht nur gegenwärtige Reisen in Vergangenes und Künftiges, sondern verstehen es auch, unsere Fantasie anzuregen, die Welt oder uns selbst infrage zu stellen, fordern es geradezu heraus, dass wir uns in ihren rationalen wie irrationalen Gedankengebäuden verlieren oder entführen uns in emotionale Labyrinthe.

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Der MYTHO-Blog erinnert … an Sibylle Lewitscharoff

Am 13. Mai 2023 starb die Schriftstellerin und Büchner-Preisträgerin Sibylle Lewitscharoff. Sie debütierte im Jahr 1994 mit dem Prosaband „36 Gerechte“. Es folgten weitere Prosa-Werke wie „Pong“ (1998), „Consummatus“ (2006), „Blumenberg“ (2011) oder „Von oben“ (2019), hinzu kamen zahlreiche Essays, Gespräche, Hörspiele und ein Theaterstück („Vor dem Gericht“, 2012 uraufgeführt im Nationaltheater Mannheim). Dass Lewitscharoff eine große Bewunderung für den spätmittelalterlichen Dichter Dante Alighieri hegte, belegen eindrucksvoll der Roman „Das Pfingstwunder“ und der im Dante-Jahr 2021 im Insel Verlag erschienene Essay „Warum Dante?“.

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Der MYTHO-Blog liest immer noch 4.0

Träume in Bildern – Die Sandman-Graphic Novel Reihe von Neil Gaiman

Wenn er künftig einen weniger frivolen Gegenstand wählte und sich noch ein bisschen mehr zusammennähme, so würde er Dinge machen, die über alle Begriffe wären.

So urteilte Goethe über die ihm zuvor so wohl noch nie begegneten Bildgeschichten Rodolphe Töpffers, der als Vater des modernen Comics gilt. Comics haben von dort einen weiten Weg zurückgelegt und sind heute ein ganz eigenes kreatives Medium. Sie vereinen Gestaltungselemente der bildenden Kunst mit dem Sequentiellen des Films und der Tiefe des geschriebenen Wortes. Zusätzlich haben sich auch eigene Erfindungen beigetragen wie die Sprechblasen oder das onomatopoetische „PENG“. Obwohl ihre Ursprünge, wie der Name erahnen lässt, eher im Reich des Witzes liegen, gibt es heute eine Vielzahl von Themen, die in ihnen behandelt werden. Graphic Novel hat sich dabei als Begriff für eben die Comicbücher herauskristallisiert, welche sich eher komplexeren beziehungsweise erwachseneren Themen widmen. Und was könnte erwachsener sein, als die Träume und Alpträume der Menschen?

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Der MYTHO-Blog liest immer noch 3.0

Das Geheimnis des Tutanchamun

„Tief ist der Brunnen der Vergangenheit. Sollte man ihn nicht unergründlich nennen?“ Die Eröffnung von Thomas Manns Romanwerk „Joseph und seine Brüder“ spiegelt in Worten das, was sich 1922 im ägyptischen West-Theben abspielte, auf präzise und fast schon ein wenig sarkastische Weise wider. KV62 – das 62. Grab im Tal der Könige war das Ziel des britischen Archäologen Howard Carter (1874-1939). Es sollte die Krönung seiner Karriere darstellen und sowohl die „Tutmania“ auslösen als auch Gerüchte, Ängste und Fantasien über Gräber, Mumien und Flüche beflügeln.

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Der MYTHO-Blog liest immer noch 2.0

Das gestohlene Kind

„Wer bist du und was haben sie mit Dir gemacht?“

Bestimmt hat jeder von uns diesen Satz schon einmal von Familienmitgliedern, Freunden oder Kollegen vernommen, wenn jene verwundert neue Seiten oder Verhaltensweisen an uns feststellten, die ihnen suspekt erschienen. Mit diesen Fragen wird auch scherzhaft der Vermutung Ausdruck verliehen, dass wir quasi über Nacht gegen ein fremdes Wesen ausgetauscht worden sind, welches nur vorgibt, der oder die Angesprochene zu sein.

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Der MYTHO-Blog liest immer noch 1.0

Liebe Leserinnen und Leser des MYTHO-Blogs,

endlich ist es wieder soweit! Nach drei Jahren Wartezeit heißt es wieder „Lesen frei“ zur Leipziger Buchmesse. Sich ins Getümmel der Neuerscheinungen werfen. Altbekannte und neue Autorinnen und Autoren kennenlernen. Autogramme und Werbetaschen jagen. Sich durch volle Messehallen und Buchhandlungen kämpfen. Oder einfach nur die unzähligen Flüsse aus Worten genießen. Bereits in der vergangenen Woche haben wir uns ganz philosophisch, mythisch und astronomisch mit Friedrich Nietzsche und Elmar Schenkel auf die Lektüre eingestimmt und uns zu den Sternen aufgemacht. In dieser Woche wollen wir beweisen, dass Bücher eine durch und durch irdische Angelegenheit sind. Oder doch nicht? Von erzählenden Häusern wird dieser Tage die Rede sein, von Wechselbälgern, von wiederentdeckten Mumien und last but not least vom legendären Sandmann – dem Hyd’schen Zwilling des allseits beliebten Sandmännchens. Denn Bücher haben durchaus eine dunkle Seite. Und dabei sind sie irdischer denn je. Quod esset demonstrandum. Und nun viel Freude beim Lesen.

Ihr Team vom MYTHO-Blog

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„Vom Eise befreit …“ – Mythische Ostergedanken

Liebe Leserinnen und Leser,

allmählich scheint sich nun doch in diesem Jahr der Winter hinfortzuschleichen und den wohligeren Gedanken an den Frühling Platz zu schaffen. Grund genug, um sich bei allen Lesehungrigen, Bibliophilen, Kulturinteressierten und Neugierigen für die nun schon beinahe fünf Jahre währende Treue zu bedanken. Der MYTHO-Blog ist für uns eine Herzenssache, aber er wäre nichts ohne Sie! Daher haben wir anlässlich des 280. Beitrags ein wenig in unserem beachtlich gewachsenen Archiv gekramt und ein paar historische und mythische Fakten über das Osterfest zusammengetragen.

Halten Sie also nach dem Osterhasen Ausschau und starten Sie gut in den Frühling!

Ihr Team vom MYTHO-Blog

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Kometen – Sternenstaub und Unglücksbringer am Himmel

Am Donnerstag, den 12. Januar 2023, erreichte der Komet mit dem etwas beschwerlichen Namen C/2022 E3 (ZTF) den sonnennächsten Punkt (Perihel). Bis Mitte Februar 2023 wird er dann von der Erde aus sowohl in den Morgenstunden via Teleskop oder Fernglas sowie am Nachthimmel nahe des Polarsterns zu sehen sein (eventuell sogar mit bloßem Auge). Zwar wird er laut den Astronomen nicht an die Helligkeit des Kometen Neowise aus dem Jahr 2020 heranreichen, dafür handelt es sich bei diesem Exemplar aber um einen langperiodischen Kometen, der das letzte Mal vor etwa 50.000 Jahren der Erde so nahegekommen ist (lange vor dem Aussterben der Neandertaler). Grund genug, zum Himmelsphänomen „Komet“ Dr. Patrick McCafferty von der Universität Leipzig zu befragen; er hat sich sowohl mythologisch als auch kulturanthropologisch mit dem Thema befasst.

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Blick ins „Mythoskop“

Es mutet wie ein Blick ins Inneres eines Gehirns an, eine Verflechtung von abertausend Nervenzellen, von denen jede einen eigenen Namen trägt – aber keinen beliebigen Namen. Die Wesen der griechischen Mythologie sind hier versammelt (Götter, Halbgötter, Sterbliche) und warten darauf, von Forschenden und Interessierten gefunden und mitsamt ihren verwandtschaftlichen Beziehungen näher unter unter die Lupe genommen zu werden. Auch Handlungsorte und Geschichtenstränge der mythischen Gestalten lassen sich nachvollziehen – ein Klick genügt. Entscheidet man sich beispielsweise für das Stichwort „Herakles“, wird die schier überwältigende Auswahl schon fundierter und verwandelt sich in eine Pusteblume mit dem Helden als Mittelpunkt. Der gute alte Göttervater Zeus bringt es gar auf ein Gebilde, das mit ein wenig Fantasie Ähnlichkeit mit einem Vogel aufweist, während die Verflechtungen bei Achilles (Stichwort: Achilleus) fast schon karg wie eine Mücke daherkommen.

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„von golde ein rütelin“ – Über die Wünschelrute

Liebe Leserinnen und Leser des MYTHO-Blogs,

ein weiteres Jahr findet seinen Abschluss, und obwohl es in der Welt alles andere als zauberhaft zuging und weiterhin zugeht, hat sich der Arbeitskreis für Vergleichende Mythologie dennoch daran versucht, „sich der Magie [zu] ergeben“. Und so haben wir diese, verstanden als eine durch rituelle Handlungen und vor allem durch geheimes Wissen bewirkte Beeinflussung von Mensch, Natur und Kosmos, im ethnologischen, historischen, kulturellen, archäologischen, philosophischen und literarischen Kontext zu ergründen versucht.

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Weihnachten? Ohne mich!

Ein Interview mit dem Weihnachsmuffel Prof. Dr. Joachim Schwend

Was nervt dich an Weihnachten am meisten?

Es ist vor allem der Konsumterror und der Trubel, der in den Wochen lange vor Weihnachten schon herrscht. Überall mehr oder weniger hässlicher Weihnachtsschmuck, Weihnachtsmänner, das ewig gleiche Gedudel in den Geschäften, zu viele Menschen auf kleinem Raum und dann noch mit Nikolausmütze und immer viel Glühwein.

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Die Stiftsbibliothek in Zeitz – Ein Schatz an Büchern und an Wissen

Ein wahres Monument der Weltgeschichte befindet sich unmittelbar im Leipziger Umland: Eine der wohl ältesten, historisch bedeutendsten, aber auch eindrucksvollsten Büchersammlungen Mitteldeutschlands hat ihren Sitz in Zeitz – um genau zu sein, in der Stiftsbibliothek, welche seit 2005 im Torhaus des Schlosses Moritzburg ihr Zuhause findet. Zur Bibliothek, wie sie heute aufgestellt ist, gehören drei Teilsammlungen: 1. die historische Stiftsbibliothek, welche sich auf die bischöfliche Bibliothek des Spätmittelalters sowie die Privatbibliothek des Bischofs Julius von Pflug aus Naumburg aus dem 16. Jahrhundert beruft; 2. die sogenannte „Domherrenbibliothek“, welche im Spätmittelalter die Dienstbibliothek des Zeitzer Kollegiatstiftes St. Peter und Paul darstellte; 3. die Überbleibsel der einstigen Gymnasialbibliothek, welche in den 1950er Jahren in die Sammlung der modernen Stiftsbibliothek aufgenommen wurden.

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Die Herren der Ringe oder: Tolkiens Zauberbaum

Sie haben es gewagt. 21 Jahre nach Der Herr der Ringe: Die Gefährten und 10 Jahre nach dem ersten Teil von Der Hobbit ist es ausgerechnet der alles andere als unumstrittene Versandriese Amazon, der, ausgestattet mit einem Budget von 1 Milliarde Dollar (zum Vergleich: die Produktionskosten der ersten drei Filme beliefen sich jeweils auf 93 bzw. 94 Millionen Dollar, schon das gigantische Summen) und mittels der erworbenen Rechte auf die Anhänge der Herr der Ringe-Bücher mit der ersten Staffel von „Die Ringe der Macht“ eine weitere Tür in das Tolkien-Universum aufgetan hat.

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Mythen und kein Ende – 4 Jahre MYTHO-Blog

Liebe Leserinnen und Leser des MYTHO-Blogs,

als am 5. September 2018 unser Blog zum ersten Mal mit drei einführenden Artikeln online ging („Willkommen beim MYTHO-Blog“; „Der wahnsinnige Wissenschaftler und das Scheusal: Zweihundert Jahre ‚Frankenstein'“; „9 Monate Irland – Eine Exkursion in Folklore“), war nicht abzusehen, wie die Resonanz darauf verlaufen würde bzw. wie lange wir es überhaupt schaffen könnten, regelmäßig Artikel zu veröffentlichen. Nun sind vier recht turbulente Jahre vergangen, und es ist uns gelungen (nicht allein auch aufgrund unseres Gastschreiberprojekts), jeden Freitag einen Artikel online zu stellen. Es erscheinen abwechselnd Themen aus Mythologie, Kulturgeschichte, Literatur sowie Religionsgeschichte, aber auch Reiseimpressionen, Buchrezensionen und Ausstellungsberichte werden vorgestellt. Auf 250 Texte hat es unserer Blog schon gebracht. Daher möchten wir, wie jedes Jahr, unseren getreuen Leserinnen und Lesern Danke sagen und diesen Dank auch an unsere Autorinnen und Autoren (darunter bekannte Namen wie Ernst Peter Fischer, Sibylle Lewitscharoff, Clemens Meyer, Bruno Binggeli, Elmar Schenkel, Jörg Jacob, André Schinkel etc.) weitergeben, die unsere Seite bereichert haben und bereichern.

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Mythos vs. Wirklichkeit? Oder: Die Magie von Ausstellungen, Kaffee und Gesprächen

Was hat der Sommer 2022 mit der Waage der Maat aus dem altägyptischen Totengericht gemeinsam? Er scheint nicht ins Gleichgewicht kommen zu können, steigt auf in Anfällen unerträglicher Hitze, um sogleich in fast herbstlich anmutende Kühle zu stürzen. Ähnliches beobachtet man derzeit im sozialen Miteinander, in der Gesellschaft und vor allem im europäischen oder gar weltweiten Geschehen dieser Tage – das Auf und Nieder der Extreme wirkt gefühlt bewusster, bedrohlicher und bedrückender denn je. Es will kein Gleichgewicht auf der Waage aufkommen, keine Begegnung „der Mitte“.

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Der MYTHO-Blog liest weiter 3.0

Wendepunkte am Golf von Neapel. Ein Roman über Nietzsche, Meysenbug und ein Bildungsexperiment

Lasst uns in diesen bitteren Tagen in den Süden fahren, in die Vergangenheit von 1876/77, nach Sorrent am Golf von Neapel, Blick auf Capri, mit der mütterlichen Freundin Malwida von Meysenbug und ihren drei „Söhnen“ – einem Studenten, einem Doktor der Philosophie und einem Professor der Altphilologie aus Basel. Geben wir deren Namen hinzu: Albert Brenner, Paul Rée und Friedrich Nietzsche.

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Der MYTHO-Blog liest weiter 2.0

Phönix aus der Asche? Von den Verwicklungen einer Auferstehung

Den meisten fallen Klassiker wie „Krieg und Frieden“ oder „Anna Karenina“ ein, wenn von Lew Nikolajewitsch Graf Tolstoi (1828-1910), auch bekannt als Leo Tolstoi, die Rede ist. Sein 1899 unter dem Titel „Woskressenije“ (Auferstehung) erschienener dritter und letzter Roman, der als Fortsetzungsgeschichte den Weg in die Öffentlichkeit fand, stieß in der literarischen Welt seiner Zeit zwar auf ein breites Echo und wurde nachfolgend mit zahlreichen Übersetzungen, Verfilmungen sowie Theater- und Hörspieladaptionen gewürdigt, doch steht das Werk bis heute im Schatten seiner berühmten Vorgänger. Zu Unrecht.

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Der MYTHO-Blog liest weiter 1.0

Liebe Leserinnen und Leser des MYTHO-Blogs,

mit Bestürzung haben wir die Nachricht aufgenommen, dass die Leipziger Buchmesse auch in diesem Jahr ausfallen muss. Lesen, Bücher entdecken, das bedeutet, einen der mächtigsten Schlüssel überhaupt in Händen zu halten, einen, den man zwar nicht sehen kann, der aber die Tore zur Fantasie, zur Erkenntnis und damit in gewisser Weise auch zu unserer Seele und zu unserem Ich aufschließt. Nie war die Kultur und vor allem auch die Literatur wichtiger als in diesen Tagen. Literatur öffnet nicht nur Welten, sie ist auch in der Lage, Brücken zu bauen, wo Gräben unüberwindlich scheinen. Sie ist, was uns alle verbindet.

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Von Dante, Übergängen und der Sehnsucht nach imaginären Welten – Zum Jahresausklang

Liebe Leserinnen und Leser des MYTHO-Blogs,

wieder einmal neigt sich ein Jahr dem Ende entgegen und fordert uns heraus, Rückschau zu halten, uns zu besinnen, den Blick auf manches gelungene oder ungelungene Detail zu lenken und dabei gleichermaßen unseren Blick dem Unbekannten zuzuwenden, das uns erwartet. Vielleicht ist man sich an keinem Tag der Übergänge und Zusammenhänge, dem Bangen und Hoffen, der Erfahrungen und der Möglichkeiten so sehr bewusst wie am 31. Dezember, wenn ein Großteil der Welt bereit ist, das Alte umarmend loszulassen und das Neue mutig willkommen zu heißen. Keine Zeit auf den Uhren des Lebens scheint so gegenwärtig zu sein.

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Geschichten und kein Ende – Drei Jahre MYTHO-Blog

Liebe Leserinnen und Leser des MYTHO-Blogs,

der britische Religionswissenschaftler Robert A. Segal hat in seiner Publikation „Myth. A very short introduction“ (dt. Mythos. Eine kleine Einführung, Reclam) das Grundlegende der Mythologie wie folgt auf den Punkt gebracht: „Es scheint auf der Hand zu liegen, dass ein Mythos bei allem, was er sonst noch sein mag, vor allem auch eine Geschichte ist“. Und Geschichten fordern vor allem eines: Dass sie erzählt werden. Darum sind wir besonders froh und stolz, in unserem MYTHO-Blog seit nunmehr drei Jahren jeden Freitag von den Kulturen und Religionen der Welt zu berichten, aber auch ureigene Impressionen über Ausstellungen, Reisen, Philosophie, Geschichte, Ethnologie, Literatur und natürlich alte und moderne Mythen vorzustellen und mit Ihnen zu teilen.

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Der MYTHO-Blog gratuliert … Versprengte Nacht – Wolfgang Hilbig zum 80. Geburtstag

„So viel der Guten hab ich überlebt – Erbarmen!
Daß ich mir Jahre nahm die ihnen zur Vollendung fehlten –
so viele Todesstunden überstand ich und aus keiner
hinterblieb ich weise
niemals lernt ich draus auf meiner Bahn.
Nicht ich bin einer jener nachtverwehrten Armen
die tauben Ohrs die Welt verließen schweißbedeckt und kalt
die Oberwelt:
bin keiner dieser schönen allzu früh Entseelten –
ich blieb zurück und nach mir schlug der Wahn …
auch er schlug fehl: ich bin des Zufalls schiere Ungestalt –
und nun müßt
Ihr mich überstehn: erbarmt euch meiner!“

(Wolfgang Hilbig, Der Zufall, Gedicht zu meinem 60. Geburtstag)

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Der MYTHO-Blog erinnert … Die Reisen des Dr. John William Polidori, oder: Der Pechvogel

Am 24. August 1821 starb in London der Schriftsteller, Doktor der Medizin und nicht fertig gewordene Jurastudent John William Polidori in seinem 26. Lebensjahr. All seine Pläne waren gescheitert. Der Ruhm, den er als Autor hatte erringen wollen, war ausgeblieben, eine materielle Existenz als Arzt hatte er nicht aufbauen können, er blieb letztlich finanziell von väterlichen und freundschaftlichen Zuwendungen abhängig.  Ein Unfall hatte ihn  schwer angeschlagen, Depressionen und Schulden plagten ihn. Seine Lebensreise endete in seiner Wohnung in der Great Pulteney Street im Londoner Stadtteil Soho. Möglicherweise hatte er mit einem Gift nachgeholfen. Die amtliche Untersuchung seines Todes erbrachte zwar keine Anhaltspunkte für Selbstmord, aber es gibt Grund zu der Vermutung, dass die Jury nur deshalb auf „natürliche Todesursache“ erkannte, weil sie seine Familie schonen wollte.

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Der MYTHO-Blog liest extra 4.0 – Geometrie und Monster

Die Geburt der Religion aus dem Geiste der Geometrie. Edwin Abbott Abbott: Flatland (1884)

Zu berichten ist von einer imaginären Welt, in der wir uns allezeit befinden und ohne die wir gar nicht wären. Die Rede ist von der Geometrie, jene im Räumlichen sich manifestierende Zahlenwelt. Sie ist also gar nicht imaginär, sondern höchst real. Und doch kann das Reale imaginäre Gestalt annehmen, wenn wir es beleben. Ein Schrank, in dem sich eine andere Welt öffnet, wie in den Narnia-Büchern von C.S. Lewis, eine Pfütze, ein Zauberhut wie bei den Mumins … Das Innenleben von Streichholzschachteln oder Zahnbürsten … Überall sind wir umgeben von Welten, die, wenn wir sie näher betrachten, auf seltsame Weise belebt sind und dadurch ins Imaginäre abzurutschen scheinen. Wo die Sinne aufhören, beginnt das Imaginäre.

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Der MYTHO-Blog liest extra 3.0 – Höfische Abenteuer und ferne Länder

Herzog Ernst – Ein Abenteuerbuch aus dem Mittelalter

Es ist schon so eine Sache mit dem Abenteuer: Ferne Länder locken mit exotischen Reizen unbekannter und ungeahnter Natur. Klar, dass da so manch einer Fernweh bekommt und am liebsten sofort mit gepackten Taschen losziehen möchte. Doch was passiert, wenn man gezwungen wird, seine Heimat zu verlassen und sich dem Unbekannten stellen muss?

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Der MYTHO-Blog liest extra 2.0 – Zeitmaschinen und Expeditionen

H. G. Wells: Die Zeitmaschine

„Über seinen Verbleib gibt es nur Mutmaßungen. Wird er jemals wiederkehren? Vielleicht hat er sich in die Vergangenheit zurückgeschwungen und ist unter die blutrünstigen Wilden der frühen Steinzeit geraten, in die Tiefen des Kreidemeeres oder unter die grotesken Saurier, diese Reptilienungeheuer der Jurazeit. […] Oder er ist in die Zukunft gereist, in eines der nächsten Jahrhunderte, in dem die Menschen noch Menschen sind, die Antwort auf die Rätsel unseres Zeitalters aber bereits gefunden und ihre schwerwiegenden Probleme schon gelöst haben? Eventuell sogar in das Mannesalter des Menschengeschlechtes? Denn ich, für meinen Teil, kann mir nicht vorstellen, daß unsere Zeit, diese Zeit unsicheren Experimentierens, fragmentarischer Theorien und allgemeiner Zwietracht, tatsächlich der Höhepunkt menschlicher Entwicklung sein soll!“ (Die Zeitmaschine, dtv: 2015)

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Der MYTHO-Blog liest extra 1.0 – Spiegel und Scheibenwelten

Liebe Leserinnen und Leser des MYTHO-Blogs,

die Leipziger Buchmesse bestreitet in diesem Jahr format- und veranstaltungstechnisch neue Wege und auch wir lesen in 2021 „extra“ bzw. reisen extra. Die Imaginären Welten der Literatur sind unser Ziel, Welten, die so vielfältig und spannend sind, dass uns die Auswahl wahrlich schwergefallen ist. Ob Kaninchenbau, Zeitreisen oder kuriose ritterliche Abenteuer: Nah-ferne Welten haben von jeher die Fantasie angeregt, und manchmal lassen sie sich ganz praktisch auf dem heimischen Sofa entdecken.

In diesem Sinne wünschen wir eine sichere Reise und viel Freude beim Lesen!

Ihr Team vom MYTHO-Blog

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Der MYTHO-Blog gratuliert … zum 100. Geburtstag von Joseph Beuys – Mit einer persönlichen Widmung von Walter Siegfried Hahn

Am 12. Mai dieses Jahres würde er seinen 100. Geburtstag feiern: Joseph Heinrich Beuys, einer der berühmtesten und zugleich umstrittensten deutschen Künstler der Nachkriegszeit. Er war Bildhauer, Zeichner, Kunsttheroretiker, Professor der Düsseldorfer Kunstakademie. Ein Visionär, Nonkonformist, grandioser Selbstdarsteller, Gesellschaftskritiker, Schamane, Aktivist für Ökologie und Demokratie und als solcher Mitbegründer der Partei Die Grünen, kurzum, ein kreatives Enfant terrible in Reinform, ein Schaffender, der die Kunstwelt prägte und noch immer prägt wie kaum ein Zweiter. Weltweit wird er als einer der bedeutendsten Aktionskünstler des 20. Jahrhunderts angesehen.

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Der MYTHO-Blog gratuliert … zum 100. Geburtstag von Gisbert Kranz

Diese Woche, am 9. Februar, wäre der Privatgelehrte und Lyriker Gisbert Kranz 100 Jahre alt geworden. Der gebürtige Essener Gisbert Kranz (1921-2009) war ein kämpferischer Katholik und fromm bis in die Zehenspitzen. Aber er hatte auch etwas Ketzerisches. Die Kirche konnte er kritisieren, weil er fest im Glauben stand, gleichzeitig zeigte er sich offen für häretische und phantastische Visionen. Er war ein Kritiker des Kapitalismus wie auch des Kommunismus und glaubte an die katholische Soziallehre.

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Der MYTHO-Blog gratuliert … zum 100. Geburtstag von Marija Gimbutas

Marija Gimbutas (1921 – 1994) war eine bedeutende Archäologin, Prähistorikerin und Anthropologin. Nach ihrem Studium in Kaunas, Vilnius und Tübingen promovierte sie über „Die Bestattung in Litauen in der vorgeschichtlichen Zeit“. Ihr wissenschaftlicher Hintergrund war interdisziplinär und umschloss zahlreiche Fachgebiete, u. a. Linguistik, Ethnologie und Religionsgeschichte. 1950 wurde sie aufgrund ihrer umfangreichen Kenntnisse europäischer Sprachen an die Harvard-University berufen und wirkte dort 13 Jahre als Dozentin für Archäologie. 1963 wurde sie Professorin für Archäologie an der University of California, Los Angeles, und lehrte dort bis zu ihrem Ruhestand 1989.

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Der MYTHO-Blog gratuliert … zum 212. Geburtstag von Edgar Allan Poe

Der amerikanische Schriftsteller Edgar Allan Poe (1809-1849) gilt als einer der wichtigsten Schriftsteller des 19. Jahrhunderts. Er wirkte als Lyriker, Erzähler und Literaturkritiker; vor allem in Europa ist er nicht zuletzt vor allem als Meister der Short Story bekannt geworden. In seinen zahlreichen Erzählungen kreierte er eine Szenerie des Übersinnlichen und Schauderhaft-Makabren, indem er in psychologisch meisterhafter Weise tiefsitzende Ängste und Abgründe der menschlichen Natur thematisierte.

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Einblicke und Ausblicke – Vom Kosmos fantastischer Kreaturen zu Reisen in imaginäre Welten

„Nach alldem wird man unschwer einräumen, dass nichts unsere Mitbürger die Vorkommnisse erwarten lassen konnte, die sich im Frühling jenes Jahres zutrugen und die, wie wir später begriffen, gleichsam die ersten Anzeichen der Serie von schlimmen Ereignissen waren, über die hier berichtet werden soll. Diese Tatsachen werden manchen ganz normal erscheinen und anderen wiederum unwahrscheinlich. Aber schließlich kann ein Berichterstatter diese Widersprüche nicht berücksichtigen. Er hat nur die Aufgabe zu sagen: „Das ist geschehen“, wenn er weiß, dass dies tatsächlich geschehen ist, dass dies das Leben eines ganzen Volkes betroffen hat und es also Tausende von Zeugen gibt, die in ihrem Herzen die Wahrheit dessen, was er sagt, bewerten werden.“ (Albert Camus, Die Pest, 1947)

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„Ist Weihnachten doch nicht bloß essen und schenken? Vielleicht ist Weihnachten mehr? So muß ich wohl denken.“

Liebe Leserinnen und Leser des MYTHO-Blogs,

alle Jahre wieder … lassen wir uns nicht nur vom Weihnachtsmann beschenken und genießen besinnliche Stunden im Familienkreis (wenn auch 2020 in etwas veränderter Form). Weihnachten, das bedeutet nicht nur Tannenbäume, Kerzen, Plätzchen, Glockenklang und Musik. Weihnachten ist auch die Zeit der kultigen Filme. Aus diesem Grund hat der MYTHO-Blog in seinem diesjährigen Feiertagsspecial ein paar cineastische Empfehlungen für die abendliche Unterhaltung zusammengestellt. Das Team vom MYTHO-Blog wünscht viel Freude beim Lesen, Fernsehen, Streamen und natürlich ein frohes Weihnachtsfest.

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Ordnung, Opfer und Unsterblichkeit: Ein Rundgang durch das Ägyptische Museum in Leipzig

Unsere Oktober-Exkursion führte das Team vom MYTHO-Blog ins Ägyptische Museum der Universität Leipzig, genauer genommen in die Sammlung des in Dessau geborenen Ägyptologen Georg Steindorff (1861-1951), der auf seinem Fachgebiet nicht nur als einer der führenden Gelehrten seiner Zeit galt, sondern in den Jahren 1923/24 auch das Amt des Universitätsrektors innehatte. Die umfangreichen Ausstellungsstücke, welche der Besucher auf drei Etagen in den ehemaligen Bankräumen des Leipziger Krochhochhauses bestaunen kann, stammen aus Ausgrabungen in und um Gizeh, Aniba (südlich von Assuan) und Qau el-Kebir (Mittelägypten). Ein Großteil der Sammlung umfasst dabei Kleinkunst des Grab- und Hausgebrauchs vom Alten Reich bis in die Ptolemäerzeit. Zunächst Teil der privaten Gelehrtensammlung, verkaufte Steindorff eine Vielzahl der Objekte 1936 an die Universität, ehe er aufgrund seiner jüdischen Herkunft dauerhaft in die USA emigrierte.

Auf der Führung durch die Sammlung hatten wir nicht nur das Gefühl in eine für uns fremd und doch erstaunlich nahbar wirkende Zeit und Kultur einzutauchen, sondern wir erfuhren auch so manch Bekanntes, aber auch Neues. Ein spannender Rundgang, den wir angesichts der aktuellen Corona-Restriktionen, gern mit unseren Leserinnen und Lesern teilen möchten.

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Ferne Blicke – Nahe Blicke: Ein Rundgang auf der Festung Königstein

Im Juni 2020 war unser Arbeitskreis auf Exkursion in der Sächsisch-Böhmischen Schweiz. Die Festung Königstein galt es zu besichtigen. Mehr zu Toren, illustren Festungsgästen, Brunnen und Schätzen gibt es auf dem folgenden Rundgang zu entdecken.

Erste Impressionen

Wir beginnen unsere Reise im gleichnamigen Ort „Königstein“. Dort nehmen wir einen Bus, der uns bis zur Festung bringt. Als der Bus den Hügel hinauf taumelt und eine lange Reihe frustrierter Fahrer hinter sich lässt, kann man sich nur vorstellen, wie es gewesen sein muss, zu Pferd oder in einer Kutsche zur Festung zu fahren.  Der Bus setzt uns an einem Umsteigepunkt ab, wo wir dann in ein zugähnliches Fahrzeug umsteigen, das uns am Fuß der Festung absetzt. Die Anfahrt ist bequem, aber ich bin trotzdem dankbar, dass ich nicht den steilen Anstieg hinaufgehen muss, wie es andere Besucher tun.

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„Ein Ring sie zu knechten“ – Ausstellungsimpressionen

Was ist Macht?

Macht ist flüssig und in gewisser Weise kann man, wenn man Macht sozial-systemisch untersucht, den einzelnen Menschen zur kleinsten Einheit der Macht stilisieren. Einer Machtmonade. Diese Monade kann entweder positiv oder negativ geladen werden, was jeweils einen Mangel oder einen Überschuss an Macht bedeutet.

Macht definieren wir hier als die Fähigkeit, Einfluss auf andere auszuüben, oder in den Worten des deutschen Soziologen Max Weber: „Macht bedeutet jede Chance, innerhalb einer sozialen Beziehung den eigenen Willen auch gegen Widerstreben durchzusetzen, gleichviel worauf diese Chance beruht“. (Weber, S. 89) Wären alle Monaden neutral geladen, gäbe es auch keinen Einfluss einer Monade auf die andere, bei dem sinnvoll von einem Herrschafts- oder Verfügungsverhältnis gesprochen werden könnte, und ohne ein Ladungsgefälle fließt auch kein Strom.

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Der MYTHO-Blog liest trotzdem- 4.0

Antihelden

Momentan lese ich den Roman Vernon Subutex 1 von Virginie Despentes, der 2015 als Teil einer Trilogie erschienen ist, die 2018 abgeschlossen wurde. Titelheld Vernon mit dem Heroinersatz im Nachnamen ist eigentlich ein richtiger Antiheld. Als tief mit der Rockszene der 80er verwachsener Verführer und ehemaliger Besitzer eines Pariser Plattenladens ist Vernon dem Wandel im Generellen (ausgenommen bei der Wahl seiner Bettgesellschaft) eher konservativ-skeptisch gegenüber eingestellt. Nützt jedoch nichts, denn die Handlung zwingt ihn aus seinem Stückchen eingestaubter Sicherheit heraus ins Unberechenbare, als sein Rockstarfreund und Mäzen, Alex, das Überdosis-Ticket zu Jimi Hendrix nimmt. Da finanziell von Alex abhängig, findet sich Vernon in einer schwitzigen Lage, die sich so prekär entwickelt, dass er nicht mal mehr das Geld für die Miete aufbringen kann und folglich auf der Straße landet.

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Der MYTHO-Blog liest trotzdem – 3.0

Legenden

Wenn ich bei Führungen von Schulklassen im Bremer Übersee-Museum die Frage stelle, wer schon mal etwas von Sitting Bull gehört hat, schaue ich normalerweise in leere Gesichter. Das Thema „Indianer“ scheint bei der heutigen jungen Generation kaum noch stattzufinden. Umso mehr überraschte und freute mich das Bekenntnis eines 13-Jährigen, seine Lieblingsbücher seien Die Söhne der Großen Bärin. Kaum ein Buch hat mich auf meiner Lesereise so sehr geprägt wie Liselotte Welskopf-Henrichs Romanzyklus. Mit zehn Jahren bekam ich den ersten Band geschenkt, der der Auslöser dafür war, dass aus meiner frühkindlichen Indianerbegeisterung ein zunehmend ernsthafteres Interesse wurde, das schließlich auch meine Berufswahl bestimmte.

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Der MYTHO-Blog liest trotzdem – 2.0

Zwischen den Welten

Ich bin ein Leser, der zwischen den Welten wandelt. Sachbuch oder Literatur? Man muss sich entscheiden. Was mir manchmal wirklich schwerfällt, da ich am liebsten alles auf einmal lesen würde. Lesen bedeutet für mich, die ganze Welt in meiner Wohnung zu versammeln, in Vergangenheit und Zukunft zu reisen oder einfach nur das Hier und Jetzt zu reflektieren. Lesen schließt die Seele auf.

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Der MYTHO-Blog liest trotzdem – 1.0

Liebe Leserinnen und Leser des MYTHO-Blogs,

die Leipziger Buchmesse muss im Jahr 2020 leider ausfallen. Wie viele andere Buchbegeisterte sind wir über die Entscheidung sehr traurig und enttäuscht, verstehen aber die Notwendigkeit aufgrund der aktuellen Gesundheitslage in Europa und der Welt. Da es gegen Viren noch keine umfassenden medizinischen Firewalls gibt, diese aber im Internet ein wenig effektiver existieren, haben wir uns entschlossen, unseren Blog in dieser Woche mit Literatur, Buchempfehlungen und Leseimpressionen zu füttern.

Das Team vom MYTHO-Blog möchte Sie daher in den kommenden Tagen auf eine etwas andere Lesereise einladen und auf ganz persönlich Weise über Literatur im Speziellen und das Lesen im Allgemeinen erzählen. Was schmökern unsere Blogschreiber aktuell? Welche Bücher haben sie berührt und zum Nachdenken angeregt? Welche Texte begleiten sie schon seit Jahren? Bücher sind so unterschiedlich wie die Menschen. Bücher führen zusammen. Bücher sind wir.

Das Team vom MYTHO-Blog wünscht Ihnen viel Freude beim Lesen!

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Mythisch-Literarisches Bestiarium

„… wir haben ein Handbuch der seltsamen Geschöpfe zusammengestellt, die im Lauf der Zeit von der menschlichen Phantasie erzeugt wurden. Wir kennen den Sinn des Drachen ebenso wenig wie den Sinn des Universums, aber in seinem Bild ist etwas, das der menschlichen Vorstellungskraft entspricht, und so erscheint der Drache in verschiedenen Gebieten und zu verschiedenen Zeiten. Ein Buch dieser Art kann nur unvollständig sein; jede neue Ausgabe ist der Kern späterer Ausgaben, die sich ins Unendliche vervielfältigen können.“ Der Bibliothekar und Schriftsteller Jorge Luis Borges (1899-1986) hat im Vorwort zu seinem „Buch der imaginären Wesen“ eben jene Gattung von Texten zusammengefasst, die seit dem Mittelalter als Bestiarien bekannt sind. Darunter verstehen wir illuminierte Handschriften, meist in Buchform zusammengestellt, die Tiere, Mischwesen, aber auch Pflanzen und gar Steine beschreiben. Ein Kompendium der Naturgeschichte, angereichert mit menschlicher Fantasie, der Überlieferung von antikem Wissen, mit einem christlich-moralischen oder gar allegorischen Grundton versehen und oft in einer symbolhaften Sprache verfasst. In Bestiarien tummelt sich, was unmöglich scheint. Fliegende Pferde. Meerjungfrauen. Drachen in allen möglichen Varianten. Löwen. Greife. Und nicht zu vergessen Einhörner. Wie schon das in „Bestiarium“ verwendete lateinische Wort „bestia“ (wildes Tier) besagt, sind es neben bekannten oder unbekannten echten Tieren vor allem Mischwesen und Monster, die Fabelwesen also, deren Geschichten und auch deren Gestalten auf diese Weise die Zeiten überdauert haben.

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„Ein Leben ohne Feste ist wie eine lange Wanderung ohne Einkehr.“ – Demokrit

Liebe Leserinnen und Leser des MYTHO-Blogs,

der Arbeitskreis für Vergleichende Mythologie feiert heute sein 25-jähriges Bestehen. Am 27. Januar 1995 kamen im Café Alte Nikolaischule in Leipzig Mytheninteressierte, Wissenschaftler und Literaturbegeisterte zusammen und beschlossen die Gründung des Vereins, der seitdem das Kulturleben der Stadt mit Lesungen, Vorträgen, Podiumsdiskussionen und Blogbeiträgen bereichert hat und bereichert. 492 Veranstaltungen, 27 geförderte Projekte, 30 Publikationen und 87 Blogbeiträge sind die bisherige stolze Bilanz. Das wollen und werden wir feiern! Natürlich mit einer Veranstaltung. Und natürlich mit einem Blogartikel, um uns herzlich bei Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, und bei all unseren Förderern und Unterstützern für das Interesse und die Treue zu bedanken.

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"So grenzenlos ist meine Huld, die Liebe …" – Der mythisch-literarische Jahresrückblick

Liebe Leserinnen und Leser des MYTHO-Blogs,

erneut geht ein Jahr mit allzu schnellen Schritten dem Ende entgegen. Und wie immer waren die vergangenen Monate geprägt von einem bekannten und allzu menschlichen Auf und Ab. Das Team vom MYTHO-Blog bedankt sich herzlich für Ihr Interesse an unseren Artikeln und unseren Themen. Wir sind überwältigt vom Zuspruch, den wir erfahren, und freuen uns darauf, Sie auch im nächsten Jahr allfreitaglich mit mythischen, literarischen und kulturellen Neuigkeiten zu versorgen.

2020 dreht sich in unserem Jahresthema alles um das 25-jährige Jubiläum des Arbeitskreises und um Fabelwesen. Dazu werden wir mit kleinen Beiträgen auch regelmäßig in unserem „Bestiarium“ informieren, wo wir fantastische Wesen aus aller Welt und aus allen Zeiten, vom Pegasus bis zur Meerjungfrau und vom Riesen bis zum Cyborg, vorstellen.

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„Wir haben keine Mythologie …

Aber setze ich hinzu, wir sind nahe daran eine zu erhalten, oder vielmehr es wird Zeit, daß wir ernsthaft dazu mitwirken sollen, eine hervorzubringen.“ (Friedrich Schlegel, Rede über die Mythologie)

Es sei Zeit für eine „neue Mythologie“ postulierte der Philosoph, Schriftsteller und Altphilologe Friedrich Schlegel (1772-1829) in seiner 1800 erschienenen „Rede über die Mythologie“, die Teil des „Gespräch[s] über die Poesie“ ist, eine Mythologie, die es verstünde, „eine alle Schichten der Gesellschaft verbindende geistige Kultur zu realisieren“ (Stolzenberg, S. 73 ff.) und dabei die Poesie nicht nur als Mittel zum Zweck erkläre, sondern als höchste Instanz und Ausdrucksform des Realismus. „Die Mythologie ist ein solches Kunstwerk der Natur. In ihrem Gewebe ist das Höchste wirklich gebildet; alles ist Beziehung und Verwandlung, angebildet und umgebildet, und dieses Anbilden und Umbilden eben ihr eigentümliches Verfahren, ihr inneres Leben, ihre Methode“ (Schlegel, Rede. S. 174). In der Mythologie also, fließt alles zusammen. Die Frühromantik suchte nach einer Mythologie, die den philosophischen Reflexionsstand der Gegenwart veranschaulichte. Das, was die Natur und den Menschen antreibt, sollte ästhetisch greifbar gemacht werden. Eine utopische, wenn auch verständliche Sinnsuche, bedenkt man, dass mit der Aufklärung und dem rasanten Aufstieg der Naturwissenschaften das „Alte“, in dem sich vor allem die Religion verankert fand, zunehmend an Bedeutung verlor. Die Mythologie als Brücke also sollte es sein, als moderne Memoria und als Wegbereiterin des „Neuen“.

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„Lesen ist denken mit fremdem Gehirn“ – Jorge Luis Borges

Liebe Leser/-innen und Buchfreunde,

das Team vom MYTHO-Blog bedankt sich ganz herzlich für Ihr Interesse  an unseren Themen und Beiträgen. Mythen sind ein so weites und tief verwurzeltes Gebiet, dass uns die Auswahl oft nicht leicht fällt. So vieles ist erzählenswert und verbirgt sich im Alltäglichen, ist vergessen oder wird viel zu selten wahrgenommen. Mythen sind wie kleine Reisen. Nicht nur zu uns selbst, sondern vor allem auch in die Literatur und damit in die Welt der Bücher.

In dieser Woche ist unser Team auf einer solchen Bücherreise. Daher muss der Blog aufgrund der Leipziger Buchmesse leider entfallen. Aber keine Bange. Ab nächsten Freitag sind wir wie gewohnt mit spannenden, skurilen, nachdenklichen und (hoffentlich) lehrreichen Themen zurück. 

Genießen Sie den mythischen Frühlingsbeginn. Vielleicht bei einem Buch.

„We’re all stories in the end.“

Das Team vom MYTHO-Blog

© Arbeitskreis für Vergleichende Mythologie e. V.