Zur Mythologie der Zigeuner, Sinti, Roma, Fahrenden – Teil 2

Zu den zentralen Elementen einer Mythologie der Sinti und Roma gehört der weitverbreitete Kult des reinigenden Feuers, auch im Zusammenhang mit der Sonne, vom Sonnenkönig als Sohn von Himmel und Erde wie auch das symbolträchtige Sonnenrad. Die mysteriöse Herkunft der Sinti und Roma stellt ein weiteres mythologisches Kernelement dar. Erst mit Hilfe des Sprachvergleichs des Romani bzw. Romanes mit anderen, in erster Linie indischen Sprachen, konnte die Herkunft der Sinti und Roma geklärt werden.

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Zur Mythologie der Zigeuner, Sinti, Roma, Fahrenden – Teil 1

Das Wasser, das wandert

Längst entschwunden sind die Zeiten / der Zigeuner, / die gewandert. Ich aber sehe sie, / hurtig wie im Wasser, / stark und durchscheinend. / Man kann es hören, / wie’s wandert, / wie’s Lust hat zu reden. Aber das Arme – es kennt keine Sprache / außer dem Rauschen und Silbergeplätscher. / Nur das Pferd auf der Weide / hört und versteht sein Geraune. / Doch schaut’s nach ihm sich nicht um, / flieht eilends, läuft weiter, / Wo niemand es ausspäht, / das Wasser, das wandert. (Papusza – Bronisława Wajs, 1910-1987)

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Die „Mittagsfrau“: Göttin, Sagengestalt, Schreckgespenst oder Horrorfigur

Von Віщун - Eigenes Werk, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=126505024

„Eine großgewachsene, knochige, weißgekleidete Frau mit einer scharfen Sichel, striff an sonnigheißen Sommertagen des Mittags zwischen 12 und 14 Uhr über die Felder. Diese Gestalt wurde von den Sorben/Wenden „die Mittagsfrau“ genannt. Sie hatte es besonders auf die Leute abgesehen, die während der Mittagsruhe auf dem Feld arbeiteten. Erwischte die Mittagsfrau jene Person, so konnte sich diese nur retten, indem sie eine Stunde lang über Flachsanbau, Flachsernte und Flachsverarbeitung erzählen konnte. Wehe dem, dem dies nicht gelang, der verwirkte sein Leben“.

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Mystisches Sardinien – Der Fussabdruck Gottes (S’Imprenta de Déus)

Der Gründungsmythos der Insel

Sehr lange währte die Abgeschiedenheit der heute im Zuge der italienischen Einigung von 1860/61 zu Italien gehörenden Sardinien. Sie bestimmt viele Eigenheiten der Geschichte, Kulturgeschichte und sprachlichen Entwicklung dieser Mittelmeerinsel. Die weitreichende Isolation ist zweifelsohne ein Grund dafür, dass die reiche, weit in vorchristliche Zeiten reichende Mythologie Sardiniens mit ihren Narrativen, Volksriten und Bräuchen überleben und bis heute eine maßgebliche Rolle in der sardischen Geschichte, Literatur und Kultur spielt. Die Entstehungsgeschichte wie auch die Namensgeschichte Sardiniens ist untrennbar mit den Mythologien unterschiedlicher Völkerschaften und Kulturen verbundenen, deren geheimnisvoller Ursprung oft bis heute ungeklärt geblieben ist.

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Vom Zauber „Weißer Göttinnen“ und „Flüsterhexen“

Handauflegen, Zauberei und oft der Hexerei beschuldigte Wunderheiler erleben vor allem in Zeiten gesellschaftlicher wie individueller Verunsicherung und verspürter innerer Leere ein wachsendes Interesse. Dazu gehören übernatürliche Phänomene wie Magie, Wunderheilung und Wahrsagen, die alle insgesamt eine Art Flucht aus einer immer weniger durchschaubaren realen Welt ins Übernatürliche, Irrationale, Mythische versprechen.

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Ilja Muromez – ein legendärer slawischer Recke

Einschneidende gesellschaftspolitische Ereignisse wie auch politische und militärische Konflikte können dazu führen, dass sich die Sicht auf weit zurückliegende legendäre Ereignisse fundamental ändert. Das betrifft auch die Wertung von Heldenfiguren, deren Erzählungen weit in die vorchristliche Geschichte bis ins Sagenhaft-Mythische zurückreichen, die urplötzlich neu interpretiert werden, polarisieren und einer nationalen Vereinnahmung unterliegen. Das trifft im osteuropäischen Kontext gerade auf das Erbe und die Tradition der Kiewer Rus zu, die von Russland, der Ukraine und Belarus für sich in Anspruch genommen werden. Zu den in diesem Zusammenhang anzuführenden Beispielen gehört auch die aus vorchristlicher Zeit stammende slawische Heldendichtung, die im ostslawischen Raum etwa seit dem 11. Jahrhundert entstand und fast immer historische Bezüge zu legendären Ereignisse und Helden aufweist. Zu den bekanntesten literarischen Texten gehört zweifelsohne das „Igorlied“ bzw. das „Lied von der Heerfahrt Igors“ über den missglückten Feldzug des gleichnamigen Fürsten von Nowgorod gegen die Polowzer Fürsten. „Wie wäre es, Brüder, wenn wir anfingen, nach den alten Überlieferungen die schwere Geschichte vom Zuge Igors zu erzählen, vom Zuge des Swjatoslawitsch.“[1] Eine immer wieder gern zitierte Textstelle aus dem „Igorlied“ lautet: „Es ist schwierig für den Kopf / ohne Schulter zu sein / Aber es ist genauso ein Unglück / für den Leib ohne Kopf zu sein.“ Außer Zweifel eine wichtige Aussage, die nichts von ihrer Gültigkeit eingebüßt hat.

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Schwarze und weiße Magie – Von gefährlichen und guten Mächten

Die dichotomische Einteilung in schwarze, böse, unheilbringende und in helle, weiße, erlösende Mächte ist zweifelsohne für die Magie in zahlreichen Märchen, Legenden und Sagen unterschiedlicher Provenienz typisch. In der Magie, vom Persischen „Magh“ bzw. Maghdi“ abgeleitet, geht es ursprünglich um das „Können“, um die „Macht“ bzw. Machtausübung mit Hilfe von Naturkräften und Technik. „Können“ und „Macht“ bildeten dementsprechend auch die Grundlage für eine Art Universalwissenschaft (Astronomie, Astrologie und Medizin). Die christliche Kirche sah die Magie dagegen zunehmend kritisch, verdammte sie als einen willkürlichen Eingriff in Gottes Willen, stellte sie als einen schädlichen Trug von Dämonen an den Pranger, verurteilte sie als eine teuflische, sündhafte Vorstellung und lehnte sie als ein Vergehen bzw. Verbrechen kategorisch ab. Die Grenzen zwischen einer der Weißen Magie, die dem göttlichen Willen entsprechend verborgene Naturkräfte erschließen und nutzbar machen sollte und einer Schwarzen Magie, bei der die Kräfte der Natur gegen Gott ausgespielt werden würden, sind nicht immer leicht und eindeutig zu ziehen.

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Vineta – eine literarische Spurensuche Teil 1

Unzählige Dichter haben das sagenhafte Vineta besungen, so u.a. Heinrich Heine, Ferdinand Freiligrath, Theodor Fontane, Erich Kästner, Selma Lagerlöff und viele andere. Auf unterschiedliche Art und Weise wird Vineta als Metapher, Motiv, oder literarischer Topos immer wieder gerne aufgegriffen, weitergedichtet, fortgeschrieben und neu interpretiert. „Vineta – das geheimnisvolle Atlantis der Ostsee“ ist neben der Literatur auch zu einer beliebten Werbe-Ikone geworden. So gibt es u.a. ein Kinderspiel, bei dem die Spieler die Rolle wütender nordischer Götter übernehmen, die versuchen Vineta auf vielfältige Weise zu versenken.[1]

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Mythen, Sagen, Legenden in Sachsen

Die Vorliebe für Sagen und Legenden mit regionalem Bezug ist schon immer groß gewesen. In den letzten Jahren ist auch das Interesse am vorchristlichen Glauben, an einer weitgehend verschwundenen vorchristlichen Mythologie gestiegen, die lange Zeit verdrängt, verschwiegen und vergessen war. Es handelt sich dabei um Kulturen und mythische Überlieferungen von Völkern, die im Zug der gewaltsamen Christianisierung mit Feuer und Schwert auf dem historischen Gebiet der „Germanica Slavica“, also jener Gebiete zwischen Saale, Elbe und Oder von slawischen Stämmen bewohnt waren. Von ihnen ist heute allein nur noch das kleine Volk der Sorben in der Lausitz übriggeblieben.

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Zwischen Mythos und Machtanspruch. Die (Kiewer) Rus/Русъ

Einige Mythen, dazu gehören auch die Verschwörungsmythen, sind besonders hartnäckig. Sie behalten ihre Wirksamkeit bis heute und können durchaus politische Handlungen bewirken. Zu ihnen gehört u. a. der Mythos von der Kiewer Rus, der Kosaken-Mythos wie auch der Mythos vom russischen und ukrainischen Brudervolk, von ihrer „unverbrüchlichen Freundschaft“. In Folge des Kosakenaufstands unter Bogdan Chmelnizki/Chmelyzkyj (1595-1657), der Russland einen Vertrag anbot, sollte die Ukraine ein autonomer Teil Russlands werden. Ein Teil der Kosaken wollte allerdings lieber der Polnisch-Litauischen Adelsrepublik angehören, in der sie sich größere Freiheiten versprachen.

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Pan Twardowski – der polnische Faust

Der gewählte Titel geht auf zwei literarische Werke zurück: 1. Das Volksbuch des österreichischen Schriftstellers Johann Nepomuk Vogl (1802-1866) mit dem Titel Twardowski, der polnische Faust. Ein Volksbuch aus dem Jahr 1861 und 2. auf Pan Twardowski oder Der polnische Faust (1981) von Matthias Werner Krus (1919-2007). Der „polnische Faust“ könnte dabei nahelegen, dass mit Pan Twardowski lediglich ein polnisches Pendant zum deutschen Faust entstanden sei und damit ein Kulturtransfer von West nach Ost seine Bestätigung finden würde.

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Zur slawischen Mythologie

Können wir überhaupt von einer allgemeinen slawischen Mythologie sprechen? Eine solche Frage ist kompliziert und nicht einfach zu beantworten, steht sie doch in einem Zusammenhang mit der Frage, ob es die Slawen als solche überhaupt gibt. Gehen wir allerdings von der Bejahung dieser These aus, dann können wir auch die Existenz einer allgemeinen slawischen Mythologie postulieren, die der Ausdifferenzierung in die drei slawischen Gruppen, Ost-West- und Südslawen und ihren mythologischen Glaubensvorstellungen vorhergehen.

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In zwei Worte gefasst bin ich ein enttäuschter Weltverbesserer – Stanisław (Herman) Lem (1921-2006)

Autor und Werk

Stanisław Lem, vor 100 Jahren im damals polnischen Lemberg (heute ukrainisch Lviv) geboren, wird in diesem Jahr weltweit geehrt. Das polnische Parlament (Sejm) hat das Jahr 2021 zum Stanisław-Lem-Jahr erklärt. In diesem Jahr wird auch das erste Lem-Videospiel, The Invincible, erscheinen. [1] Im Jahre 2013 war bereits der nach Lem benannte polnische Forschungssatellit im Rahmen des internationalen BRITE-Projekts in eine Erdumlaufbahn geschickt worden. Ohne die Klischeevorstellung vom „Leseland DDR“[2] zu bemühen, möchte ich dennoch die Behauptung wagen, dass es in der DDR nur sehr wenige Menschen gab, die keinen Text von Lem gelesen bzw. die keine Verfilmung eines seiner literarischen Werke gesehen hatten. Wie bei vielen anderen Texten der polnischen Literatur spielte auch bei der Lektüre Lems die Herkunft und der Lebenslauf  zunächst eine eher zweitrangige Rolle. Das, was eigentlich zählte, war das Genre Science-Fiction bzw. Utopie oder Fantasy. Lem war weltweit zu  einer „Science-Fiction-Ikone“[3] avanciert bzw. wurde dazu gemacht:

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„Hic sunt dracones“ – Der Drache als ein schlangenartiges Mischwesen in ausgewählten slawischen Kulturen und Literaturen

Vorbemerkungen

Der Drache als das wohl bekanntesten Fabelwesen wird in der Mythologie zumeist als ein schlangenartiges Mischwesen angesehen, das Merkmale von Reptilien, Greifvögeln und Raubtieren in unterschiedlicher Gestalt in sich vereint. Eine deutliche Abgrenzung der Drachen zu anderen mythischen Fabelwesen ist dabei nicht immer erkennbar. Schlangenmythen weisen häufig Gemeinsamkeiten mit Drachenerzählungen auf. Zuweilen zeigt sich der Drache auch als eine groteske, phantastisch übertriebene Vergrößerung einer Schlange. Ähnliches, die enge Verbindung der die Luft beherrschenden, Furcht und Angst einflößenden Feuerschlange mit dem irdischen, in Höhlen lebenden Drachen, kann in der slawischen Mythologie wie auch in den Kulturen der baltischen Völker festgestellt werden. Zahlreichen Überlieferungen, Sagen und Legenden zufolge fordert der Drache häufig Menschenopfer, zumeist in Gestalt ansehnlicher Jungfrauen und Königstöchter. Dem Sieger im Kampf gegen den Drachen werden dann häufig die Königstochter und ein Königreich noch dazu versprochen.[1]

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„Dante gleich – durchschritt ich die Hölle zu Lebzeiten“: Zygmunt Krasiński (1812-1859) – der polnische Dante

Der Schriftsteller Zygmunt Krasiński wird zuweilen auch „polnischer Dante“ genannt, es wäre allerdings falsch, die Wirkung Dantes in Polen allein auf einen Vertreter der polnischen Literatur zu beschränken, denn nicht nur bei Krasiński geht es um mehr als nur um einen fruchtbaren „Kulturtransfer im europäischen Kontext“ (Meier) oder einen bloßen „Dialog mit Dante“ (Freise). Vielmehr können wir im Falle Dantes von einer aufschlussreichen Verflechtungsgeschichte (histoire croisée) und literarisch miteinander „verflochtenen Geschichten“ (Ulbricht) bzw. „gekreuzten Geschichten“ (Olcese) sprechen.

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Von den guten und bösen Teufeln bei den Slawen

Teufelsgeschichten gibt es seit wenigstens tausend Jahren. Dabei sind Gestalten und Gesichter des Teufels sehr unterschiedlich, ist er doch ein geschickter Meister der Maskerade. So erscheint er als böser Drache oder Dämon, als grotesker Kobold oder in Gestalt eines Schmeichlers und Verführers. Zu den teuflischen Verführungen gehören nicht nur die Fleischeslust, sondern Vergnügungen jeglicher Art wie das Tanzen, Lachen und alle verwerflichen Erscheinungen der Mode. Der Teufel ist zu einem unverzichtbaren Bestandteil unterschiedlicher Lebenswelten geworden; als Gestalt und Motiv ist er untrennbar mit großen Erzählungen der Weltliteratur verbunden.

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