„Christus und Sophie“
Hätte das Schicksal Friedrich von Hardenberg beim Wort genommen, vielleicht wäre aus ihm in den engen Kreisen von Amtsstube, Ehebett und Kinderzimmer ein begabter Poet geworden, aber nie der Dichter Novalis. Das gespenstische Schicksal, das es ganz anders wollte, die Tuberkulose, machte Küsse, die Zeichen verwandtschaftlicher und erotischer Liebe, zum Verhängnis: Sie übertragen die Keime am leichtesten. Die Verlobten trugen die Krankheit aber wohl beide schon in sich, als sie ihren ersten Kuss tauschten. Hardenbergs Geschwister, die Schwestern Caroline, Sidonie, Auguste und die jüngeren Brüder Carl, Erasmus und Bernhard sind alle früh gestorben. Nur die Eltern überlebten diese Kinder, nur Anton überschritt die Vierzig. Meist war die „Schwindsucht“ neben den Blattern, die Vater Hardenberg die erste Frau genommen hatten, eine Familienseuche.
„Die Magie der blauen Blume: Novalis – Ein Essay Teil 2“ weiterlesen