Die 12 Taten des Herakles – Teil 2
In den vergangenen Episoden des MYTHO-Cast (Der trunkene Herkules und Herkules am Scheideweg) sind wir den Abenteuern eines der bekanntesten antiken Helden gefolgt und musste dabei feststellen: Es ist gar nicht so einfach, ein Held zu sein. So auch nachzuhören in unserer aktuellen Podcast-Folge, in der Herakles weitere seiner 12 Aufgaben bestehen muss. Aber was macht einen Helden überhaupt aus?
Ein Held (lateinisch heros, mittelhochdeutsch helt, althochdeutsch helid, altsächsisch helið, altnordisch hǫlðr) „[…] ist einer, der von Natur mit einer ansehnlichen Gestalt und ausnehmender Leibesstärcke begabet, durch tapfere Thaten Ruhm erlanget, und sich über den gemeinen Stand derer Menschen erhoben.“ (Zedler, Bd. 12, Sp. 1214 f.)
Soweit, so gut. Helden spielten und spielen in unserem Bildungskanon eine bedeutsame Rolle. Ohne Recken wie Herakles, Odysseus, Jason oder Theseus wären die Götter der Antike den Menschen wohl recht entrückt geblieben. Helden waren und sind eine Art Mittler zwischen den oftmals recht weltfremd von ihren hohen Sphären herunter agierenden Göttern und den Sterblichen hienieden.
Stephen Fry, Schauspieler, Comedian, TV-Moderator, Drehbuchautor, Produzent und Schriftsteller und überaus kreatives Enfant terrible der der britischen Kulturszene, ist es gelungen, die Masse an Neuinterpretationen der griechischen Sagen kongenial zu bereichern. Sein 2018 erschienenes Buch „Mythos. Was uns die Götter heute sagen“ (Aufbau Verlag) erzählt die Geschehnisse auf und um den Olymp auf erfrischend neue und unkonventionelle Weise und eroberte die Bestsellerlisten im Sturm. Im März 2021 erschien es neu als Taschenbuchausgabe.
Mit „Helden. Die klassischen Sagen der Antike neu erzählt“, erschienen 2020 im Aufbau Verlag (Berlin), liegt der zweite Teil der als Trilogie angelegten Erzählreihe vor. Teil 3 wiederum hat die Geschehnisse rund um den Trojanischen Krieg zum Thema.
Stephen Fry stellt in „Helden“ sieben Helden und eine Heldin vor, die uns mehr oder auch minder bekannt sind: Perseus, der die Medusa köpft und das Seemonster Ketos tötet; den mit ungeheurer Kraft ausgestatteten Herakles, der die eigene Frau mitsamt den gemeinsamen Kindern ermordet und als Sühne zwölf übermenschliche Aufgaben lösen muss, darunter die Vernichtung der vielköpfigen Hydra und die Säuberung der riesigen Rinderställe des Königs Augias; Bellerophon, der den legendären Pegasos fängt und gemeinsam mit diesem die feuerspeiende Chimäre tötet; den Sänger Orpheus, der seine verstorbene Frau aus der Unterwelt zurückholen will und dabei scheitert; Jason, der sich als Anführer der Argonauten mit diesen auf die Suche nach dem goldenen Vlies begibt; Ödipus, der das berühmte Rätsel der Sphinx löst und der unwissentlich seinen eigenen Vater tötet sowie seine eigene Mutter ehelicht und somit die grausame Prophezeiung erfüllt, die ihm einst geweissagt worden war; Theseus, der den Minotaurus zur Strecke bringt; schließlich die jungfräuliche Jägerin Atalante, unter deren Mitwirkung der kaledonische Eber erlegt wird und die sich den Argonauten anschließt.
Der Verdienst dieser Geschichten ist, dass uns seine Protagonisten trotz aller übermenschlichen Fähigkeiten zutiefst vertraut erscheinen; sie haben Fehler und Vorzüge, unterliegen verschiedenen Einflüssen, erleben Tragödien. Ihre Eigenheiten lassen sich durchaus auf uns übertragen. Herakles bekommt Wutanfälle, ist aber dennoch ein hilfsbereiter, durch und durch ehrlicher Charakter, Ödipus brüstet sich gern mit seiner Schlauheit, Perseus und Bellerophon sind smarte, charmante Typen, Atalante ist stolz und aufrichtig, Theseus gewieft, Orpheus romantisch und sanft, Jason ein Herzensbrecher. Tapfer sind sie alle. Fry schreibt in der Einführung: „[…] Doch einige Männer und Frauen beginnen, auf ihre eigene innere Stärke und ihren Verstand zu bauen. Das sind die Männer und Frauen, die es – entweder mit oder ohne Hilfe der Götter – wagen werden, die Welt sicherer zu machen, damit die Menschen wachsen und gedeihen können. Das sind die Helden.“ (Helden, S. 19)
Ein Beitrag von Isabel Bendt
Podcast-Script geschrieben von Sebastian Helm
Gesprochen von Sebastian Helm
Intro und Outro gesprochen von Constance Timm
Musik von Sebastian Helm
Editing von Sebastian Helm
Literaturhinweis:
© Arbeitskreis für Vergleichende Mythologie e. V.
Es gibt auch Helden / Heldinnen (Heroen / Heroine) anderer Art. Dabei geht es um namensgebende Helden und Heldinnen, die eponyme Heroen / Heroine bezeichnet werden. Als Beispiel lässt sich Europa nennen, die eponyme Heroine von Europa -> https://www.mythologie-antike.com/t85-europa-in-der-griechischen-mythologie-ist-die-tochter-von-konig-agenor-und-mutter-von-minos-rhadamanthys-und-sarpedon