Liebe Leserinnen und Leser des MYTHO-Blogs,
wieder einmal neigt sich ein Jahr dem Ende entgegen und fordert uns heraus, Rückschau zu halten, uns zu besinnen, den Blick auf manches gelungene oder ungelungene Detail zu lenken und dabei gleichermaßen unseren Blick dem Unbekannten zuzuwenden, das uns erwartet. Vielleicht ist man sich an keinem Tag der Übergänge und Zusammenhänge, dem Bangen und Hoffen, der Erfahrungen und der Möglichkeiten so sehr bewusst wie am 31. Dezember, wenn ein Großteil der Welt bereit ist, das Alte umarmend loszulassen und das Neue mutig willkommen zu heißen. Keine Zeit auf den Uhren des Lebens scheint so gegenwärtig zu sein.
Auch für den Arbeitskreis für Vergleichende Mythologie bedeutet dies, Rückschau zu halten auf die Reisen in imaginäre Welten, denen wir uns 2021 gewidmet haben, sofern dies in Publikumsveranstaltungen möglich war. Mit dem Anglisten und Schriftsteller Elmar Schenkel waren wir „Unterwegs nach Xanadu“ zu Begegnungen zwischen Ost und West und der Schriftsteller Jörg Jacob lud uns ein auf die fantastische und doch beklemmend reale Insel von „San Borondón“. Auf dem 2. Leipziger Mythen-Tag begaben wir uns zu den Geistern des Alten Roms, wurden eingeführt in die geheimen Künste der Alchemie und erfuhren, warum der legendäre Priesterkönig Johannes mehr ein König auf Pergament und Papier war denn in der historischen Wirklichkeit. Weiterhin erhielten wir Einblicke in das Wirken nordamerikanischer Schamen und wurden davon überzeugt, dass Kobolde, Wichtel und andere Hausgeister besser sind als ihr Ruf und nützlich obendrein.
Essayistisch und literarisch streiften wir auch in unserem MYTHO-Blog in die Ferne, so u.a. in unserem Buchmesse-Special (Der MYTHO-Blog liest extra), wo wir uns mit Alice im Wunderland auf einen Lesetee verabredeten, mit Zeitmaschinen zu Scheibenwelten flogen, in Vulkane tauchten, um den Mittelpunkt der Erde zu erkunden, mit dem Ritter John Mandeville ins Mittelalter reisten, um den Herzog Ernst zu treffen und uns, last but not least, im „Flatland“ als Quadrate, Kreise und Linien wiederzufinden. Da war es beinahe eine Erleichterung, vor einem Lovecraftschen Monster zu flüchten und diesem im letzten Moment zu entkommen. Oder doch nicht?
Mit der Romanistin Franziska Meier wagten wir auch einen Besuch in der Hölle, anlässlich des 700. Todesjahres des italienischen Dichters Dante Alighieri (1265-1321), der das Jenseits in eine imaginäre Welt transformierte und dem wir eine eigene Blog-Reihe (Dichter und Denker reisen zu Dante) gewidmet haben. Zudem versuchten wir im vereinseigenen Lesekreis und in einem öffentlichen Historiker-Gespräch eine Antwort auf die Frage zu finden, warum es sich heute noch lohnt, die „Göttliche Komödie“ zu lesen sowie sich mit Dante und dem Spätmittelalter zu beschäftigen. Eine Antwort darauf finden Sie im Beitrag von Leonhard Lietz am Ende des Artikels.
Apropos Ende. Ende kann (und muss?) immer auch ein Anfang sein. Und weil die Sehnsucht nach imaginären Welten wie ein Schloss ist, von dem man nicht weiß, was sich hinter der nächsten Tür verbirgt, reisen wir im Jahr 2022 einfach einen Raum weiter, um uns dem Thema „Magie“ zu widmen. Dazu sind Sie, liebe Leserinnen und Leser, ebenfalls herzlich eingeladen.
Wir wünschen allen einen mythischen Jahresausklang, viel Mut, Kreativität, Zuversicht und Inspiration im neuen-alten Strom der Zeit, in dem wir Sie wie gewohnt jeden Freitag mit frischem Lesestoff zu Mythologie, Kulturgeschichte, Philosophie und Literatur versorgen werden.
„Ernst war das Jahr, das nun geendet,
ernst ist das Jahr, das nun beginnt.
Daß sich die Welt zum beß’ren wendet
sei, Mensch, zum Besseren gesinnt.
Bedenk: das Schicksal aller Welt
ist mit in deine Macht gestellt,
und auch das Kleinste in der Zeit
ist Bild und Keim und Ewigkeit.“
(Friedrich von Logau, 1605-1655)
Ihr Team vom MYTHO-Blog
© Arbeitskreis für Vergleichende Mythologie e. V.
Herzlichen Dank für die Einblicke in Ihre Textsammlung, die mich als Leserin inspirieren, bekannte und noch nicht gekannte Aspekte und Perspektiven der Themen in einem jeweils neuen Raum zu betrachten.
Auf den „Raum 2022“ bin ich gespannt, denn jeder neue kann über seine kalendarische oder anders lautende Einordnung hinaus, ja stimmt, auch „magisch“ anziehend sein.
Den Wünschen schliesse ich mich an und schicke in den (Arbeits-)Kreis gerne solche wieder.