Achtung: Infektionsgefahr Mythologie!
Manchmal infiziert man sich mit den seltsamsten Sachen. Mich hat es im Herbst 2003 erwischt. Die tpyischen Komplikationen blieben aus, aber sonst war der Verlauf genau wie man es sich so vorstellt: Tollen Vortrag im Rahmen des „studium universale“ gehört zum Thema „Mythische Tiere“, spannende Diskussion im Anschluss fortgesetzt, sich danach vom Vortragenden zum Besuch des Stammtisches überreden lassen – und schwupps!, schon bin ich ehrenhaft geworbenes Mitglied. Seitdem gehöre ich offiziell zum Arbeitskreis für Vergleichende Mythologie und arbeite seit 2010 auch im Vorstand des Vereins mit.
Natürlich bedarf das Thema Mythos einer längeren Inkubationszeit, aber eine Ansteckung mit allen Symptomen der Neugier lässt sich während des Studiums und darüber hinaus nur schwer vermeiden. Neben Veranstaltungen zu Narziss und Medea, Kunstmärchen oder Mythen der Gründerzeit stolpert man bei fast allen wichtigen Autoren und Gattungen über die verschiedensten Bewohner des Olymp.
Wirklich spannend wird es allerdings, wenn Motive völker- und gattungsübergreifend auftauchen und z. Bsp. christlich umgedeutet in den mittelalterlichen Bibelerläuterungen erscheinen.
Dass mythologische Fragestellungen auch im gegenwärtigen Alltag besonders aktuell sind, zeigt ein kurzer Blick auf den Buchmarkt oder das Kinoprogramm, denn ohne den Bilderfundus der griechischen Mythologie ist die europäische Kultur nur schwer denkbar. Was wären denn z.Bsp. Botticelli ohne seine Venus oder Sigmund Freud ohne den Ödipuskomplex? Was bzw. wie wäre überhaupt das Abendland heute, ohne seine mythologischen Wurzeln?
Wer schon immer wissen wollte, was die Welt im Innersten zusammenhält, was es mit den Mythen Australiens, Amerikas oder Chinas auf sich hat oder der Frage nachspürt, was Herakles, Christus und Spiderman gemeinsam haben, der sollte eine Veranstaltung des Arbeitskreises für Vergleichende Mythologie besuchen oder, noch besser, dem Verein beitreten. Dessen Kernthemen, die gemeinsamen Wurzeln der großen Religionen und Mythologien, bilden die Seele des Vereins. Außerdem kann man nach Lesungen, spannenden Vorträgen oder anregenden Diskussionsrunden ganz zwanglos mit den Mitgliedern (Schriftstellern, Wissenschaftlern, Lektoren und Journalisten etc.) ins Erzählen kommen. Neben amüsanten Anekdoten werden auch Szenetips und Lebenserfahrungen ausgetauscht. Besonders als Germanist oder Literaturfan lohnt es sich, genau hinzuhören, wenn Autoren und Dozenten aus dem Alltagspraxisnähkästchen plaudern.
Bei der Gründung des Arbeitskreises 1995 spielte übrigens unsere hiesige Univeristät, die „Alma Mater Lipsiensis“ eine nicht ganz unwichtige Rolle. Dr. Reiner Tetzner, ehemals Dozent an der Universität und Vorsitzender des Vereins, legte im Anschluss an ein sehr erfolgreiches Seminar über germanische Mythologie den Grundstein für weitere nachhaltige Aktivitäten, u.a. im Bereich der Aufklärung gegen den Missbrauch von Mythen. Dafür erhielt der Verein bereits zweimal den Demokratiepreis.
Das Credo des Arbeitskreises ist simpel: Eine interessierte Öffentlichkeit zu erreichen und damit den freiwillig angenommenen Bildungsauftrag zu unterstützen. Wer sich von den Mitgliedern berufen fühlt, zum aktuellen Jahresthema etwas beizusteuern, ist herzlich aufgefordert, dies im Rahmen von Vorträgen oder Lesungen zu tun, eine Möglichkeit zur schriftlichen Veröffentlichung besteht in der hauseigenen Schriftenreihe der edition vulcanus.
Da die disziplinübergreifende Themenvielfalt des Vereins vom Engagement der Mitglieder und eingeladenen Gastdozenten und Autoren lebt, ist das Interesse am „mythischen Familiennachwuchs“ natürlich groß.
Also, wer bis zu dieser Stelle noch nicht gemerkt haben sollte, dass dieser Beitrag auf Mitgliederwerbung abzielt, dem sei gesagt: für 25 € Jahresbeitrag (15€ ermäßigt) bist auch du dabei!